Erato/Warner Classics 8573-85769-2
(52 Min., 7/2000) 1 CD
Das Programm, das Wadim Repin und Boris Berezovsky hier eingespielt haben, hat einen schlüssigen roten Faden: Alle drei Stücke sind Nebenwerke der jeweiligen Komponisten, und die drei vertretenen Meister fanden im 20. Jahrhundert ihren eigenen Weg jenseits der atonalen Schulen der Avantgarde.
Richard Strauss orientierte sich in seinen frühen Kammermusikwerken noch an der Romantik eines Schumann und Brahms; später sollte er die Musiksprache Wagners weit ins 20. Jahrhundert hineintragen. Strawinski knüpfte in seinem Ballett "Der Kuss der Fee" an seinen (in der Partitur oft zitierten) Vorgänger Tschaikowsky an, den er freilich in neoklassizistisch verfremdende Umgebung stellte. Sein Divertimento ist eine Zusammenstellung aus dem Ballett in der Bearbeitung für Violine und Klavier. Bartók schließlich fand seinen Weg, indem er sich von der Volksmusik des Balkans inspirieren ließ; seine "Rumänischen Tänze" sind Bearbeitungen originaler Klavierstücke.
So spannend das Programm, so ernüchternd das Ergebnis. Repin und Berezowsky sind mit großem virtuosen Können bei der Sache, doch meist verbleiben sie mit ihrer Interpretation auf der Oberfläche äußerer Gelacktheit. In der Strauss-Sonate, in der man an allen Ecken und Enden spürt, dass der Komponist zum Orchester drängt, arbeiten die beiden die klangliche Wucht mit großen Kontrasten gut heraus, doch die Seele dieser Reverenz an die Frühromantik bleibt völlig auf der Strecke. Auch Strawinskis Divertimento kann sicher mehr innere Spannung entwickeln, als hier zu erleben ist. Trotz des technischen Aufwands, der hier zur Schau steht, bleibt die Motorik unterkühlt.
Klanggenuss stellt sich zwar immer wieder ein; so zum Beispiel im zweiten von Bartóks Rumänischen Tänzen, wo Repin seine Flageolett-Fähigkeiten beweist. Aber die erwartete Süffigkeit im berühmten ersten Tanz fehlt leider. Auch Repins schmaler, gläserner, manchmal gar brüchiger Ton ist nicht jedermanns Sache - meine zum Beispiel weniger. Wie in der Beiheft-Biografie zu lesen ist, sind Scharen von Kritikern anderer Ansicht. Sei's drum.
Oliver Buslau, 08.03.2001
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