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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Old Friends

German Jazz Masters

ACT/Edel Contraire 6 14427 92782 8
(69 Min., 6/2000) 1 CD

Wenn Kunst nicht von Müssen käme (statt von bloßem Können) und wenn Jazzmusiker eine ordentliche Altersversorgung hätten, dann wären diese "deutschen Meister" eine richtige Rentnerband. Der jüngste (Schlagzeug-Ass Wolfgang Haffner zählt nicht wirklich dazu) hat, man glaubt es kaum, gerade sein sechzigstes Lebensjahr vollendet: Eberhard Weber, Virtuose des fünfsaitigen Basses. Hat der nicht gerade noch "Colours Of Chloë" aufgenommen? Ich merke, dass ich offenbar auch nicht mehr der jüngste bin. Der mit zweiundsiebzig Jahren älteste, Albert Mangelsdorff, ist ein Urgestein des deutschen Jazz, der mit seiner Posaune schon in den ersten Nachkriegsjahren Frankfurter Kellerlokale unsicher machte. Die anderen drei sind alle Mitte sechzig: der Pianist Wolfgang Dauner, Gründer des United Jazz & Rock Ensembles, Manfred Schoof, der führende Trompeter seiner Generation, und Klaus Doldinger, dem es immer guttut, auch mal außerhalb seiner "Passport"-Formation zum Saxofon zu greifen.
Doldinger musste auf dieses Album, denn ACT-Gründer Siegfried Loch hat ihm nicht nur seine erste Platte, sondern auch die meisten folgenden produziert. Es ist wohl angemessen, dahinter mehr als eine künstlerische Partnerschaft, nämlich eine echte Freundschaft zu vermuten. Freundschaftlich, fast brüderlich teilen sich auch die Musiker untereinander die Bühne des Studios: Im Rahmen des Repertoires - zu dem jeder sein Scherflein beitrug - kommen alle ausführlich zu Wort, und ob der Stilvielfalt wird nebenbei fast so etwas wie eine fröhliche Geschichte des deutschen Jazz daraus. Bebop-Reminiszenzen, Minimalismen und Rhythm & Blues-Anleihen finden da ebenso ihren Platz wie tiefsinnige Balladen, unbegleitete Soli (die Mangelsdorffschen Mehrklänge!) und eine Volksliedbearbeitung. Und alles swingt ganz unteutonisch locker und selbstverständlich.
Greifen Sie also zu, ohne auf das - wieder einmal - ausgesucht scheußliche Cover zu achten. Gibt es in diesem Land eigentlich keine vernünftigen Grafiker?

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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