Konzerte des amerikanischen Saxofonisten Tim Berne bieten traditionsgemäß harte, sperrige Kost. Der Auftritt vom 12. April 2003 im schweizerischen Winterthur erfüllte diese Erwartungshaltung. Mit seiner Sciency Friction Band entstanden sechs Stücke voll bizarrer Energie. Da irrlichtern Heavy-Metall-Gitarrenfetzen durch die Luft, da springen die Töne in riesigen Abständen aus Tim Bernes Altsaxofon, ballen sich, überschlagen sich, da wirbelt Tom Rainey in eigenwilligen Rhythmen mit den Stöcken, da mengt Craig Taborn verrückte Keyboardklänge ins Geschehen. Vieles scheint nebeneinander zu laufen, vieles reibt sich, und doch entstehen dabei intensive Beziehungs-, Reaktions- und Kommunikationsgeflechte. In ihnen bewegt sich Tim Berne mit Melodien, die sich aus großen Tonsprüngen zusammenfügen. Obwohl passagenweise jedes Instrument seinem eigenen Rhythmus folgt, entstehen dichte, hoch konzentrierte Klanggebilde mit einem einheitlichen, starken Puls. Zu Beginn der zweiten Disc entführt Craig Taborn im Solo "Smallfry" in weltentrückte Sphärenlandschaften; nahtlos knüpft die Band daran mit dem verschlungenen Thema von "Jalapeno Diplomacy" an. Die Spannung zwischen identifizierbarem Material und einer unkonventionellen Durchführung prägt die Improvisationen dieser ungewöhnlichen Band.
Werner Stiefele, 01.09.2007
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