Ars Musici 1259-2
(69 Min., 1/1999, 2/1999) 1 CD
Jeder Chorsänger, der sich einmal an Bachs Partituren versucht hat, hat sich sicherlich schon einmal gewünscht, dass der Thomaskantor etwas mehr auf die Gegebenheiten des menschlichen Organs Rücksicht genommen hätte: Ein Bass ist schließlich keine Geige!
Wenn also ein Pianist komponiert, möchte man meinen, nimmt er Rücksicht auf die geplagten Kollegen und sorgt dafür, dass seine Hervorbringungen einigermaßen angenehm in der Hand liegen. Alexander Skrjabin war ein außerordentlicher Pianist: Aber gerade deswegen hat er es seinesgleichen alles andere als leicht gemacht.
Umso glücklicher ist der Hörer, wenn die famose Pianistin Elena Kuschnerowa sich von den virtuosen Verwicklungen der zwölf Etüden op. 8 nicht ins Bockshorn jagen lässt. Manuell scheinen diese Stücke für sie überhaupt kein Problem zu sein: Gelegenheit, Musik zu machen. Dem gelegentlich durchaus größenwahnsinnigen Kunstanspruch Skrjabins setzt die Russin einen vollkommen unaffektierten Klavierton und eine natürliche Selbtverständlichkeit entgegen, die fast aufreizend wirkt:
Statt im Pathos zu schwelgen, zeigt sie Strukturen. Die 24 Preludes op. 11 fallen manuell zwar weniger anspruchsvoll aus. Das macht sie jedoch nicht unbedingt leichter: Kuschnerowa erkennt die Pointe jeder Miniatur, bringt die minutenlangen Charakterstücke so einfühlsam wie unprätentiös auf den Punkt.
Stefan Heßbrüggen, 06.04.2000
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