home

N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Responsive image
Robert Schumann, Johann Sebastian Bach, Ferruccio Busoni, Ludwig van Beethoven

Kreisleriana, Chaconne, Zwei Rondos

Evgeny Kissin

RCA/BMG 09026 68911 2
(63 Min., 8/1997) 1 CD

Bach-Busonis Chaconne, Beethoven-Petitessen, Kreisleriana - es wirkt etwas zusammenhanglos, was Jewgenij Kissin hier zusammenbringt. Aber bereits die Chaconne ist hinreißend gespielt, von nostalgisch-unverschämter Wucht. Nostalgisch: Bei den “Kreisleriana” erstaunt sogleich das irritierende Auseinanderklappen der Hände, eine Virtuosen-Manier aus der tiefen Vergangenheit. Bei Kissin ist diese “Desynchronisation” allgegenwärtig, wenn auch oft nahe der Wahrnehmungsgrenze - also um so sicherer artistische Absicht.
Altmodisch oder manieriert? Eigentlich weder noch, denn quasi “unbefangen” angehört wirken diese “Kreisleriana” ausgesprochen jugendlich und unprätentiös, teilweise ungewöhnlich zupackend (Nr. 6): dessen neobarocken Mittelteil kennt man kaum so hart und rasch. Und von sehr moderner Texttreue ist Kissin auch, noch die kleinsten synkopischen Akzente heraushebend. Die selbständig gemachten Bässe sind wohl mehr als manierierte Rückschau aufs goldene Zeitalter der Tastenlöwen. In keinem Werk Schumanns leben sie unheimlicher abgespalten nebenher. Manche Interpreten sahen darin bereits krankhaft-schizoide Züge.
Mag man das auch allzu psychologisch finden, die unheimliche Vielschichtigkeit ist eine Kernabsicht des Werks. Und kaum vergehen zwei, drei Takte, ohne daß Kissin diesen Abspaltungen nachlauscht. Hinter scheinbar problemlosem Virtuosentum steht eine pianistisch grandios erschlossene Welt der tiefen Stimmen. Kissin bleibt der interessanteste Pianist seiner Generation.

Matthias Kornemann, 28.02.1999



Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der spätbarocke Dichter Barthold Heinrich Brockes (1680–1747) begründete seinen Ruhm durch die 1712 entstandene Passionsdichtung „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“. Mit dieser hochemotionalen Schrift war er so erfolgreich, dass gleich 13 zeitgenössische Komponisten diese vertonten, darunter Händel, Keiser, Mattheson und Stölzel. Auch Georg Philipp Telemann lernte den Text 1716 kennen und schrieb in seiner Autobiographie, dass „dessen Poesie von allen […] mehr


Abo

Top