RCA/BMG 74321 61820 2
(11/1998, 12/1998, 2/1999) 2 CDs
Die Sympathien des Publikums, sie liegen meistens beim Verlierer. Liebt nicht manche(r) auch deswegen Brahms, weil Clara Schumann - eine vermutlich enorm attraktive Frau - nicht die Seine wurde? Darüber aber vergisst man, dass auch ihr Gatte Robert seine Qualitäten gehabt haben muss, das gewisse Etwas. Und das kann man jetzt auch hören, in der von Christoph Eschenbach und dem NDR-Sinfonieorchester vorgelegten Gesamteinspielung der vier Schumann-Sinfonien: Eleganz, Lebendigkeit, Esprit, brillant umgesetzt etwa im Scherzo der Zweiten. Dass manchem die langsamen Sätze ein wenig zu schön gefärbt, zu untief-seicht erscheinen, muss nichts heißen: Schön ist diese Musik schließlich auch.
Weniger angenehm klingen allerdings norddeutsche Geigen in besonders expressiven Adagio-Stellen; da kommen auf Eschenbach noch orchesterpädagogische Aufgaben zu. Die besondere Leistung dieser Einspielung besteht jedoch jenseits technischer Details darin, dass sie bei aller Leichtigkeit des Tonfalls Schumanns sinfonischen Geist (etwa im "feierlichen" vierten Satz der "Rheinischen") nicht verrät - nur ist es eben nicht die Sinfonik Bruckners, sondern die von Mozart oder Haydn, auf die Schumanns Musik in dieser Interpretation bezogen wird. Indem Eschenbach so die klassischen Wurzeln dieser Werke offen legt, hat er mein Bild des Komponisten um eine wesentliche Einsicht bereichert.
Stefan Heßbrüggen, 20.01.2000
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