Naxos 8.570508
(69 Min., 04/2000) 1 CD
Manchmal ist man eben so engagiert bei der Sache, dass schnell der Wunsch zum Vater des Gedankens werden kann. So liegen die beiden Musikwissenschaftler und Liebhaber des Schaffens von Domenico Cimarosa (1749-1801), Nick Rossi und Allen Badley, in ihrer Bewertung einerseits richtig, dass Cimarosas "Il matrimonio segreto" (Die heimliche Ehe) bis heute sein beliebtestes Musiktheaterwerk geblieben ist. Ob es aber tatsächlich die populärste Opera Buffa in der gesamten Opern-Aufführungsgeschichte ist, wie im booklet behauptet, darf doch bezweifelt werden. Für die Resonanz nach der Uraufführung 1792 am Wiener Burgtheater trifft das immerhin zu. So soll allein der anwesende Kaiser gleich derart enthusiasmiert gewesen sein, dass er die ganze Oper noch einmal hören wollte. Ein One-Hit-Wonder war Cimarosa zu Lebzeiten aber nun wirklich nicht, denn es wurde das Gros seiner mehr als 65 Opern von Neapel bis St. Petersburg rauf und runter gespielt. Was man angesichts der ersten Staffel einer geplanten Einspielung sämtlicher Ouvertüren durchaus glauben möchte. Denn mit leichter Hand sind diese zwölf Ouvertüren aus dem Zeitraum 1772 bis 1791 in Angriff genommen worden, und man erahnt gar beim Vorspiel zur Opera Seria "La vergine del sole" mit den effektvoll schweren Eröffnungsschlägen, warum Cimarosa oftmals an Mozart gemessen wurde.
Weiter sollte man aber diesen Vergleich nicht ausreizen. Zumal man in den Ouvertüren wie etwa zu "Le stravaganze del conte" (Die Extravaganzen des Grafen) und "Il ritorno di Don Calendrino" (Die Rückkehr des Don Calendrino) unmissverständlich vor Ohren geführt bekommt, dass sich auf Cimarosas Bühnenwelten attraktiv unkomplizierte Charakterfiguren tummelten. An Reiz mangelt es diesen einbödigen Ouvertüren dennoch nicht. Vor allem nicht in der Einspielung mit der Nicolaus Esterházy Sinfonia, die mit Elan und Begeisterung bei der Sache ist. Auch und gerade bei der CD-Premiere der Wiener Version der Ouvertüre zur "heimlichen Ehe".
Guido Fischer, 01.01.1970
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