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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Maurice Ravel, Gabriel Fauré

Streichquartette

Ad Libitum Quartett

Naxos 8.554722
(57 Min., 5/1999) 1 CD

In das einzige Quartett Maurice Ravels stürzen sich viele Ensembles mit einer Lust an raffinierter Farbwirkung, als dürften sie bis zu den Ellenbogen in Farbtöpfen rühren. Hier kommt einmal eine Aufnahme, die das zweifelhafte Impressionismus-Klischee durch sehr lineares Grau-in-Grau ersetzt. Wir hören die ferne, bleiche Rückseite des Werkes. Niemals habe ich das "Très lent" langsamer gehört, fahler, seltsam in Bartók-Nähe gerückt. Je mehr das Stück des koloristischen Schmelzes entkleidet wird, desto schärfer offenbart sich seine Modernität.
Interpretatorisch verlangt das Fauré-Quartett Enormes. Nur wenige Monate vor seinem Tode ist der Stil des ertaubten Komponisten in einer Geistigkeit erfroren, ein Stil, den Fauré selbst mit den feinsten Nuancen der Farbe Weiß verglich. Blutleer? Vielleicht, aber regiert von abstraktem Geist, der schon ins Jenseits zu blicken scheint. Wer hier "humanisiert", indem er die musikalische Substanz auf ihre mögliche emotionale Wirkung hin befragt, scheitert.
Die Lösung des Ad-Libitum-Quartetts ist sehr gelungen. Sie geben der fröstelnden Spätblume durchaus etwas Wärme, füllen die spröden Linien durchaus mit Klang, doch sie erliegen nicht der Versuchung, dem Werk jenen satten musikantischen Schwung des frühen Fauré aufzupfropfen. Man hört es im aushauchenden Kopfsatz. Die Rumänen erfinden keine Schlusswirkung. Die Energien hier sind zu subtil und durchsichtig, als dass sie dieser Geste noch bedürften.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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