RCA/BMG 74321 87454 2
(58 Min., 4/2001 - 6/2001) 1 CD
Wer Kinder hat, der kennt auch Ali Mitgutsch. "Wimmelbilder" nennt der das, was er malt - und so sieht das tatsächlich auch aus: Da liegt jedes Detail so dicht beim nächsten, dass man oft vor lauter Kleinigkeiten das Ganze kaum mehr wahrnimmt. Ähnlich verhält es sich oft bei Prokofjews Musik, vor allem bei seinen frühen Werken: Da ist so viel Unterschiedliches gleichzeitig und gleich nacheinander los, dass man überaus beweglich sein muss, um das in seiner Fülle zu begreifen und womöglich noch zu gestalten.
Nikolaj Znaider, der siebenundzwanzigjährige Geiger israelisch-polnischer Abstammung, hat die Wendigkeit, die es für Prokofjews 2. Violinkonzert mit seinen vielen rhythmisch-metrischen Widerborstigkeiten und seiner stilistischen und ausdruckshaften Mehrschichtigkeit und Kantigkeit braucht. Er hat Stil, er hat Geschmack, und er hat eine stupende Technik, die das Elegische ebenso auskostet wie den kurzen, kecken Sprung in lichte Höhen.
Ohne das sichere Geleit durch Mariss Jansons und das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks hätte Znaider allerdings kaum so loslassen können, wie er es hier tut; auch den Begleitern gilt folglich die Anerkennung, die dieser schönen Aufnahme gebührt.
Glasunows gemäßigt-klassizistisches Violinkonzert wirkt nach Prokofjew wie Bauernomelett nach feinen Crepes. Und dass sich Tschaikowskis (zumindest nahezu) unsägliche "Méditation" überhaupt ertragen lässt, sagt über Znaiders Interpretation mehr aus als tausend wohlgemeinte Rezensenten-Worte.
Susanne Benda, 16.05.2002
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