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N° 1356
04. - 12.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Folksmusik

Benny Troschel

Berthold Records-Cargo/375 Media 00163011
(37 Min., k.A.)

Bevor das deutsch-amerikanische Verhältnis nach der US-Wahl im Herbst 2024 möglicherweise wieder einer harten Belastungsprobe ausgesetzt wird, gibt der Oldenburger Trompeter Benny Troschel ein starkes Statement ab. Für sein Debüt hat der unter anderem an der Manhattan School of Music ausgebildete Bläser zwei Bands in zwei durch den Atlantik getrennten Aufnahmeorten versammelt: Das erste war ein amerikanisches Quartett mit Niall Cade am Tenorsax, Matt Wong am Piano, Perrin Grace am Bass und Peter Lazorcik an den Drums, das sich mit Troschel im legendären Rudy-van-Gelder-Studio in New Jersey einfand. Das andere Ensemble war ein mit Geige (Julia Brüssel), Mundharmonika (Konstantin Reinfeld), Posaune (Janning Trumann) und Rhythmusgruppe (Jonathan Hofmeister: Klavier, Oliver Lutz: Bass, Leif Berger: Drums) besetztes Septett aus Deutschland, das der Trompeter und Flügelhornist nach Köln bat.
Auf „Folksmusik“ lässt Troschel diese beiden Formationen nun die Volksweisen des jeweils anderen Herkunftslandes auf originelle Weise interpretieren. Da verwandeln die US-Amerikaner deutsches Liedgut wie „Lilli Marleen“, „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“ in verschattete Balladen, Hardbop-Reißer oder Bossa-Schieber, die auch von einer Blue-Note-Platte aus den 1950ern stammen könnte.
Die deutsche Truppe wiederum begegnet den Spirituals und Western-Songs der Amerikaner mit hiphoppender Blaskapellen-Attitude („Ezekiel Saw The Wheel“), fein durchwirkten Arrangements mit Anleihen aus der europäischen Klassik und Chorälen („Chester“, „Oh Susanna“) und auch mal mit einem handfesten Squaredance („Ol’ Dan Tucker“).
Man muss natürlich unweigerlich an den frühen Till Brönner und seine „German Songs“ denken, wenn Troschel mal mit strahlendem Herb-Alpert-Ton, mal mit angerauter Zurückhaltung alte deutsche Schlager oder ein Karnevalslied wie „Die Eingeborenen von Trizonesien“ verboppt. Auch wenn einige Volkslied-Neufassungen auf „Folksmusik“ nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen dürften – ein mutiger und vielversprechender Anfang für den jungen deutschen Trompeter mit der amerikanischen Seele ist gemacht.

Josef Engels, 27.04.2024


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