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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace

Shabaka

Impulse/Universal 6505035
(47 Min., 2024)

Der Titel ist Programm. „Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace“, empfiehlt Shabaka Hutchings. Die Schönheit sollen wir annehmen, und die Anmut, die Gnade und Würde erkennen. Das deutet aufs Innerliche, aber auch aufs Äußere, Politische. Shabaka Akua Lumumba Kamau Iyapo Hutchings (so der vollständige Name), 40 Jahre alt, dunkelhäutiger Brite, der mit seinen Eltern als Sechsjähriger in deren Heimat Barbados zog, als Neunzehnjähriger an der Londoner Guildhall School of Music and Drama Klassik-Klarinette studierte und in den 2010ern die Londoner Jazzszene mit einer Mischung aus Ethno, Hip-Hop, Reggae, Fusion und Ambient Music aufmischte. Andererseits erhielt er Kompositionsaufträge der London Sinfonietta, des BBC Concert Orchestra und des Ligeti String Quartet. Nun wandelt er mit kleinen, kammermusikalischen Besetzungen auf neuen Pfaden.
Aufs Saxofon, das bisher sein Hauptinstrument war, verzichtet Shabaka Hutchings zu Gunsten von Flöten, darunter auch der japanischen Shakuhachi und im Eröffnungsstück der Klarinette. Diese Instrumente bettet er in zehn der elf Titel in eine zurückhaltende Umgebung von Harfen, in drei Titeln Piano, manchmal Percussion, einmal Kontrabass, einmal Cello, einmal Mridangam und zweimal Schlagzeug. Nur im üppigeren „I’ll Do Whatever You Want“ schart er zu einem pulsierenden, an Minimal Music erinnernden Gedankenstrom ein Oktett um sich. Texte und Musik deuten Shabaka Hutchings Zwiespalt an. In „Living“ stellt er kinderliedartige Fröhlichkeit und bedrohliche Einwürfe gegenüber, und in „Song Of The Motherland“ deklamiert Anum Lyapo im Stil der Beat-Poeten zu Harfe und Flöte Sätze wie „I am your culture. Know me.“, „I am blackness. I am identity. Take me with the knowlege that I am deniably yours.“ Das spiegelt Unzufriedenheit und die Suche nach Identität in einer von Rassismus durchzogenen Welt, allerdings mit der Konsequenz einer rückwärtsgewandten Sinnsuche. Im Gegensatz zu dieser Haltung hat Wynton Marsalis 1995 in seiner Oper „Blood On The Fields“ nicht die Rück-Orientierung auf die afrikanischen Wurzeln ins Zentrum gerückt. Dort rät der kluge Alte Juba den frisch importierten Sklaven, das Leben als Amerikaner anzuerkennen und zu gestalten.

Werner Stiefele, 13.04.2024


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