Es war ja doch nicht alles schlecht an der Pandemie. Musikerinnen wie Susanne Alt gab die erzwungene Auszeit die Gelegenheit dazu, sich wieder auf die Basics ihrer künstlerischen Arbeit zu besinnen. Im Falle der Altsaxofonistin, die sich in den vorhergehenden Jahren hauptsächlich auf Tanzbares mit DJ-Begleitung verlegt hatte, war es die Musik des 2018 viel zu früh verstorbenen Trompeters Roy Hargrove.
Und so machte sich die in Würzburg geborene Saxofonistin, die nun schon seit über 20 Jahren in den Niederlanden lebt, im Februar 2022 nach New York auf. Im dortigen „EastSide Sound“-Studio traf sie mit Bassisten Gerald Cannon und dem Schlagzeuger Willie Jones III auf zwei langjährige Begleiter Hargroves; komplettiert wurde das Team durch den Pianisten James Hurt, der nun auf fünf von sieben Stücken am Fender Rhodes zu hören ist.
Das Ergebnis dieses Zusammentreffens ist eine federnd groovebetonte Aufnahme in dem für Hargrove typischen Idiom, das die Hardbop-Tradition souverän ins neue Jahrtausend überführte. Alt, die mit dem Trompeter regelmäßig after hours beim North Sea Jazz Festival jammte und diese Erinnerung auf „Royalty For Real“ im Uptime-Swing der Nummer „Bel Air Bop“ wieder zum Leben erweckt, erweist sich als coole Nachlassverwalterin. Von Ferne an David Sanborn gemahnend interpretiert sie Hargroves „Roy Allan“ mit deutlich mehr Wumms als das schwebende Original und lässt auch „The Nearness Of You“, einen der Balladenlieblinge des Trompeters, in nicht allzu großer Gefühligkeit versinken. Mit pointierten Flöten-Arrangements im Hintergrund sorgt die Saxofonistin zudem für eine gewisse Abwechslung in ihren eigenen Stücken. Roy Hargrove hätten die entspannten Vibes sicherlich gefallen.

Josef Engels, 02.03.2024

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