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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Geyser – Live At Royal Albert Hall – BBC Proms

Marius Neset, London Sinfonietta

ACT/Edel 1090562AC1
(64 Min., 9/2022)

Die BBC Proms stellen regelmäßig neben Klassikhits und britischen Songs auch ungewöhnliche Neukompositionen vor. 2022 hatte der norwegische Saxofonist Marius Neset die Ehre, dem Publikum „Geyser“ für Jazzquintett und Kammerorchester zu präsentieren. Mit Erfolg, wie der Schlussapplaus des live in der Royal Albert Hall mitgeschnittene Werks verrät. In der rund einstündigen Komposition macht Neset, was nur wenige Jazzmusiker können: Für ihn ist die 19-köpfige London Sinfonietta ein vollwertiger Klangkörper, dessen Möglichkeiten er mit seinem Jazzquintett verschmilzt.
Das Opus birgt viel romantische Klangmalerei in sich. Im „Waterfall“ überschriebenen ersten Satz entsteht aus vereinzelten Klangtropfen ein träges Rinnsal, dessen Struktur in den zweiten Satz „On Fire“ hinüberwächst. Hier spritzt Nesets Saxofon heraus, die Band unterlegt pulsierendes Jazzfeeling und schiebt das Geschehen in Richtung einer dramatischen Filmmusik mit fast zappaesk verschachtelten Rhythmen.
In „Out Of Sight“ umrahmt eine ruhigere Atmosphäre ein fülliges Zwischenspiel, und „Under The Surface“ herrscht Krimispannung, auf die „Lava“ mit polyrhythmischem Brodeln und Spritzen von Orchester und Band antwortet: Der Druck baut sich auf. Mit Flöte, spitzen Geigen, wogendem Orchester, in das sich die Band mengt, erinnert „Lava“ an das Brodeln unter der Erde. Das Vibrafon lässt einzelne Spritzer aufsteigen, Elektrobass und Schlagzeug drängen, während ein verfremdeter Götterfunken auf einen von heroischen Figuren unterlegten Ausbruch vorbereitet.
Noch ist es nicht so weit: Selbst wenn das Herz hüpft, deutet „Flow“ mit Rückgriffen auf frühere Abschnitte eine besinnliche Atmosphäre an, die „Meeting Magma“ mit Anklängen an mittelalterliche Musik, Folklore, Minimalmusik und heroistische Figuren und sich überlagernden Pulsen von Band und Orchester auf den „Outbreak“ vorbereitet. Die Nervosität baut sich ab, die Säule steigt auf und das Naturgeschehen mündet im romantischen, eher von der Band als dem Orchester geprägten Wohlklang. Nach einer Weile verliert die Wassersäule an Kraft. Übrig bleibt in der Musik (und wohl auch beim Hörer) eine angenehme Empfindung.

Werner Stiefele, 11.11.2023


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