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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Beit

Masaa

Traumton-Indigo/375 Media 05236762
(56 Min., 1/2022)

Die eindrucksvolle Entwicklung, die das deutsch-libanesische Quartett Masaa in den zehn Jahren seines Bestehens genommen hat, zeigt sich vielleicht am besten im Abschlussstück seines vierten Albums. Da schlagen die Mannen um den Sänger und Lyriker Rabih Lahoud mit der Neuinterpretation des Stücks „Freedom Dance“ einen weiten Bogen zu ihrem im Jahr 2013 erschienenen Erstling. Was damals noch eine vorsichtig tastende Angelegenheit im Zwischenreich von Kammerjazz und Weltmusik war, erweist sich jetzt als treibende und mit Streichern unterlegte Nummer im vollen Bewusstsein der eigenen Möglichkeiten.
Jedes Mitglied von Masaa kultiviert eine eigene Stimme außerhalb des Erwartungskorsetts. Da wäre etwa Trompeter und Flügelhornspieler Marcus Rust, der sein tonal biegsames Blech wie eine weibliche Vokalistin sirren, greinen und jubeln lässt. Oder Schlagzeuger und Perkussionist Demian Kappenstein, dessen unorthodoxe Ideen immer wieder erstaunen – wie etwa im Song „Sukuni“, in dem er einen Stick auf das Schlagzeugfell fallen lässt wie einen willkürlich herumspringenden Gummiball.
Maßgeblichen Anteil an der Weiterentwicklung des Masaa-Sounds hat Gitarrist Reentko Dirks, der 2020 Pianist und Gründungsmitglied Clemens Christian Poetzsch ersetzte. Mit seiner Doppelhalsgitarre ist Dirks gewissermaßen eine eierlegende Wollmilchsau – mal setzt er das Instrument als Kontrabassersatz, mal als Oud ein, mal klingt es wie eine Flamencogitarre, mal wie ein Klavier.
Dieses Gestaltwandlerische passt natürlich perfekt zu Lahouds Gesang, der über ein enormes Register an Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Gutturale arabische Melismen stehen bei ihm neben der sorgsam konturierten Äußerung von Seelenpein im Diskant, zudem schlummert in seiner Brust ein kraftvoller französischer Chansonnier wie Jacques Brel sowie ein begnadeter Sprechsänger, der mit den Silben rhythmisch so virtuos zu jonglieren vermag wie ein Hip-Hopper.
„Zerstöre kein Haus, baue ein Haus“, singt Lahoud im Titelstück „Beit“. Treffender lässt sich das konstruktive Rezept von Masaa für das gesellschaftliche und musikalische Zusammenleben verschiedener Kulturen nicht artikulieren.

Josef Engels, 06.05.2023


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