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N° 1355
27.04. - 07.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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„Dream Like a Dogwood Wild Boy“

Binker Golding

Gearbox/The Orchard-Bertus GBCD1578
(54 Min., 7/2021)

Binker Golding gehört fraglos zu den spannendsten Vertretern der aktuellen britischen Jazzszene: Mal sorgt der 1985 in London geborene Tenorsaxofonist mit seinem ungewöhnlichen Duo an der Seite des Drummers und Altersgenossen Moses Boyd für Aufhorchen, dann tritt er als Wiedergänger von Albert Ayler im Trio mit den eine Generation älteren Free-Jazz-Haudegen John Edwards und Steve Noble in Erscheinung.
Mit seiner zweiten Einspielung unter eigenem Namen macht Golding die Verwirrung komplett. Denn „Dream Like a Dogwood Wild Boy“ verabschiedet er sich vordergründig völlig aus den Sphären des modernen Jazz-Idioms. Country, Americana, Bluegrass und Blues stehen markant im Vordergrund. Golding dienen diese Elemente als Ausgangspunkt für höchst melodiöse und emotional nahbare Songs. Vor allem die Albumeröffnung „(Take Me to The) Wide Open Lows“ und das leicht angehiphoppte „’Til My Heart Stops“ gehen einem sofort ins Ohr und danach kaum wieder heraus.
Während Pianistin Sarah Tandy, Bassist Daniel Casimir und Schlagzeuger Sam Jones für die Verwurzelung in der Klangsprache des Jazz sorgen, bringt Akustik- und E-Gitarrist Billy Adamson mit knarzenden Stahlsaiten und heulender Verzerrung die gesamte Klangpalette von Ur-Blues bis zum Alt-Rock auf den Saloon-Tisch. Einmal, im Albumfinale „All Out of Fairy Tales“, zitiert er recht deutlich den 1968er-Hit „Crimson and Clover“, ein anderes Mal, in der Nummer „My Two Dads“, wagt er mit Golding einen immer schneller werdenden Square Dance.
Bei dem Titel handelt es sich auch um das geheime Zentrum der Aufnahme – sie ist dem leiblichen Vater und dem Stiefvater des Saxofonisten gewidmet, die beide kurz hintereinander verstarben. Sie können stolz auf ihren Sohn sein, der auf seinem Instrument nicht nur Feuerwerke à la Michael Brecker zu zünden vermag, sondern auch Manns genug ist, seine verletzliche Seite zu zeigen.

Josef Engels, 27.08.2022


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