LSO/Note 1 LSO0859
(75 Min., 12/2019) SACD
Hat Schostakowitsch nun seine 7. Sinfonie geschrieben, um damit Hitler zu töten, wie der russische Dirigent Nicolas Slonimsky einmal vermutet hat? Oder war sie nicht doch zuallererst als eine Abrechnung mit Stalin geplant, wie Schostakowitsch in seinen umstrittenen „Memoiren“ klarstellte? So uneindeutig die Entstehungshintergründe der 1942 uraufgeführten Siebten auch sein mögen – mit ihrer riesigen Ausdruckspalette, die von ordinärer Heroik bis zu erschütterndem Leid reichen kann, erfreut sich dieses Werk auch auf dem Tonträgermarkt großer Beliebtheit. Weshalb mittlerweile auch die gegensätzlichsten Annäherungen vorliegen, bei denen heldischer Propaganda-Sound erdröhnt oder heftigste Seelenqualen erbeben. Doch die goldene Mitte ist das Ideal. Und wie im Fall der etwas jüngeren Aufnahmen mit Andris Nelsons und Mariss Jansons hat nun auch der Italiener Gianandrea Noseda auf sämtliche Heißsporn-Allüren verzichtet und sich mit dem London Symphony Orchestra schon fast nüchtern – weil frei von billigem Pathos – ganz auf die Spannungskurven, Entwicklungslinien und Intensitätsskalen dieser Musik fokussiert. Die kammermusikalische Intimität greift da geradezu nach der Aufmerksamkeit des Zuhörers. Die schweren Klangfarben erzählen von Resignation und Hoffnung, ohne sich im Mitleids- und Gefühlsrausch zu ergehen (wie im „Adagio“, das hier Schostakowitschs Mahler-Nähe eindrücklich bestätigt und bei dem das LSO mit gesanglicher Ausdrucksbravour beeindruckt). Und auch den scheinbar vordergründigen Banalitäten verleiht Noseda eine Dringlichkeit, die fesselt und zugleich bewegt.
Guido Fischer, 05.02.2022
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