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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Labyrinth

Was Nun

Geräuschkulisse/Timezone TZ2158
(51 Min., 2/2020)

„Was nun?“ ist eine Frage, die sich viele Bands während der Corona-Pandemie in unterschiedlichen Graden der Verzweiflung gestellt haben mögen. Das Hannoveraner Sextett Was Nun (der Name verdankt sich der Stammkneipe der Musiker) hat eine gleichermaßen konsequente wie mutige Antwort gefunden: Um die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, gründeten Saxofonist Moritz Aring, Trompeter Marvin Zimmermann, Posaunist Jan Frederik Schmidt, Pianist Anthony Williams, Bassist Marcus Lewyn und Drummer Erik Mrotzek kurzerhand ein eigenes Label. „Geräuschkulisse“ heißt es; geplant ist es, pro Jahr ein eigenes Album sowie ein bis zwei zusätzliche Produktionen herauszubringen.
Ob das Label dereinst einen Ruf wie ECM erringen wird, wie es der Pressetext den Jungunternehmern wünscht, steht in den Sternen. Gewiss ist aber, dass die sechs Instrumentalisten mit ihrem Debüt eine gute Visitenkarte für ihre neugegründete Plattenfirma abgeben – zumal sich die Musik einem anderen legendären Label mit deutschen Wurzeln annähert. „Labyrinth“ zeigt sich nämlich deutlich geprägt vom lässigen Hardbop-Sound, den Blue Note zu seinen Hochzeiten kultivierte.
Wenn Was Nun spielen, darf man sich aufgrund der Bläser-Besetzung mit Trompete, Saxofon und Posaune durchaus an die Einspielung „Mosaic“ von Art Blakeys Jazz Messengers mit Posaunist Curtis Fuller erinnert fühlen. Wer Einflüsse von Freddie Hubbard oder Horace Silver heraushört, dürfte wohl auch nicht ganz falsch liegen. Die Hannoveraner, deren kompakte Eingespieltheit und orchestrale Finesse von der Zusammenarbeit in Theaterproduktionen herrührt, verpassen dem Blue-Note-Jazz der 1960er ein Update mit poppigen Harmonien, munteren Wechseln der Time-Signaturen und moderneren Beats. Ein gutes Beispiel dafür ist das Stück „Home“ des Trompeters Marvin Zimmermann, das über einen leichtfüßigen Drum&Bass-artigen Groove im 7/4-Takt farbenfrohe Bläsertexturen entwirft. Hier wie auch im Opener „The Road Ahead“ von Saxofonist Moritz Aring zeigt Was Nun auch eine gewisse Verwandtschaft mit dem frühen Nils Wülker.
Dass das Sextett auch noch ganz anders kann, beweist es mit dem Abschluss „Mayak“ aus der Feder des Pianisten Anthony Williams, das in seiner impressionistischen Exotik an die Experimente des Chico Hamilton Quintet denken lässt. Man darf durchaus gespannt sein, was der Geräuschkulisse zukünftig noch so entspringt.

Josef Engels, 04.09.2021


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