Ramee/Note 1 RAM1916
(66 Min., 5 & 8/2019)
Mittelalterliche Instrumentalmusik hatte lange den Ruf, nur etwas für die rauschebärtigen Druiden unter den Originalklang-Apologeten zu sein. Viel zu fern und zu weltabgewandt muteten da all jene Stücke an, denen zumeist geistliche Vokalwerke, aber auch weltliche Melodien und Tänze zugrunde lagen. Für die dauerbeschallten Ohren unserer Zeit wirkt auch jenes Repertoire fast wie ein Fremdkörper, das die Schweizer Organistin und Cembalistin Corina Marti in den verschiedensten, wertvollsten Handschriften und Notenkonvoluten wiederentdeckt hat. Zumal Marti für ihre Einspielung nicht nur die im Norden Deutschlands stehende Altenbrucher Orgel bespielt, die mit ihren zum Teil aus dem 15. Jahrhundert stammenden Pfeifen große Orgelbaugeschichte verkörpert und auch atmet. Zwischendurch kommen ebenfalls mit dem Claviciterium sowie dem Clavisimbalum zwei archaische Cembalo-Sondermodelle zum Einsatz. An diesen Instrumenten lädt Marti also zu einer Klangreise bis zurück ins 13. Jahrhundert ein und hat dafür Stücke unter anderem aus dem „Codex Faenza“, dem „Robertsbridge Fragment“ und dem „Lochamer Liederbuch“ ausgewählt, von denen der überwiegende Teil aus anonymer Feder stammt. Und wenngleich man sich in die textlosen Madrigale und Motetten, die Volks- und Jagdlieder erst hineintasten muss, angesichts ihres doch konzentrierten, oftmals kargen bis schmucklosen Wesens, ist man schon bald magisch gefesselt und fasziniert von dieser irgendwie doch vertraut wirkenden Klangwelt.
Guido Fischer, 07.08.2021
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