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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Wheel Of Life

Julian Hesse, Stephan Plecher

HGBS Blue & INVIVO/DA Music HGBSB20201
(53 Min., 10/2018)

Die Idee ist originell. Als rasten sie wie Atome aus einem von Julian Hesse und Stephan Plechner gebildeten Explosionszentrum, füllen rote Kreise die Rückseite der CD-Hülle. Ihnen ordnet der Grafiker Konstantin Kern mit klaren Linien die Namen der Titel, die Position auf der CD sowie die Angaben zu Komponisten und Spieldauer zu. Doch konsequent ist er nicht: Der Durchmesser der meisten Kreise korrespondiert mit der Länge der Titel – aber eben nicht aller. Auch verrät das Cover nicht, welche Instrumente die beiden spielen. Um es zu klären: Hesse ist der Trompeter und Plecher der Pianist.
Diese Inkonsequenz des Grafikers korrespondiert mit der Struktur der Duette von Hesse und Plecher: Auch sie halten sich nicht an festgefügte, strenge Regeln, sondern setzen sich – durchaus abwechslungsreich – stellenweise darüber hinweg. Die halb- bis ganzminütigen Miniaturen „Fré“, „Free“, „Freer“ und „Freeze“ klingen wie aus dem Moment entstandene Skizzen. Andere, längere Stücke verfügen über einen gemeinsamen Kern, in dessen Rahmen Hesse und Plechner zunächst aufmerksam und offen kommunizieren, bevor ihre Einfälle impulsiver herausspritzen und die beiden für eine Zwischenpassage die enge gegenseitige Bindung aufgeben, bevor sie wieder in die Form zurückgleiten. Äußerst wohlgegliedert wirken im Gegensatz dazu „Miss Terioso“ und das Titelstück „Wheel Of Life“, eine mehr als neunminütige Hommage an den Mediziner Fritz Kahn, der vor knapp hundert Jahren als Pionier der plakativen Infografiken und wie Technikzeichnungen wirkenden Körperquerschnitte wissenschaftlich-grafisches Neuland erschloss.
In all diesen Titeln wird deutlich: Hesse mag sowohl die leisen, fast gehauchten Töne als auch die scharfen, spitzen sowie an besonderen Stellen die rau angerissenen. Dem entspricht Plechers von Blues und Swing bis zu Minimalismus und Free reichendes Spektrum auf dem Klavier. Dabei spielen sie – mit einer Ausnahme – eigene Stücke. Als Schlussgag haben sie sich jedoch einen Standard ausgewählt, den sie sieben Minuten lang mit tiefer Seelenverwandtschaft interpretieren: „These Foolish Things (Remind Me Of You)“. Dies könnte als verstecktes Kompliment an Fritz Kahn und seine Grafiken gemeint sein.

Werner Stiefele, 01.08.2020


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