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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Mood Antigua – Slow Boat To Taiwan

Finefones Saxophone Quartet

Finetone Music/Note 1 FTM8050
(44 Min., 9/2019)

Es ging alles ganz schnell. Und gut. Weshalb die Reise mit „Slow Boat To Taiwan“ zumindest produktionstechnisch ein Fake ist – nicht aber musikalisch. Der Reihe nach: Im Juni gastierte der Karlsruher Saxofonist Peter Lehel in Taiwan, im September spielte er mit dem Finefones Saxophone Quartet die Platte „Mood Antigua – Slow Boat To Taiwan“ ein. Im Oktober gab er erneut Konzerte in Taiwan. Im November wurde die CD gemastert – gerade rechtzeitig für ein viertägiges Taiwan-Gastspiel des Saxofonquartetts mit einem fünften Mann als Gast im Dezember. Und die andere Hälfte des Titels, „Mood Antigua“? Auch die hat mit Taiwan zu tun, denn das Finefone Saxophone Quartett spielt auf Instrumenten der taiwanesischen Firma Antigua. Auch das Repertoire ist an die guten Beziehungen Lehels zu taiwanesischen Partnern angepasst: Es umfasst neben Kompositionen Lehels auch traditionelle Songs aus Taiwan sowie Stücke taiwanesischer Musiker, die Lehel für das Finefones Saxophone Quartet in einem europäisch-romantischen Klangbild ohne Exotismen arrangiert hat.
Das zu hören macht Spaß, zumal die Instrumente mit natürlichem Klang und angenehm geringem Hall in der Alten Kirche des badischen Orts Elchesheim-Illingen aufgenommen wurden und Lehel sowohl Solisten als auch die Begleitung mit sanglichen Melodien bedenkt. So verweben sich sein Sopransaxofon, das Altsaxofon (Olaf Schönborn), das Tenorsaxofon (Christian Steuber) und das Baritonsaxofon (Pirmin Ullrich) zu einem Klangkörper voll Harmonie. Seien es Stakkati, Wellenbewegungen, kleine Melodien oder nahezu statische Flächen der Begleiter, nichts bleibt, wie es war. Denn kaum hat sich das Ohr an eine Färbung gewöhnt, verwandeln sie ein Solistenwechsel oder Veränderungen in Gestus und Dynamik in eine neue, nicht minder angenehme.
Von den agilen „Songs For Taipei“ zu Beginn der Disc bis zum Ende, dem klagenden „Spherical Blues“, rankt sich ein bunter Strauß an Stimmungen. Der „Papa Groove“ enthält blockige Passagen, als falle es einem alten Herrn schwer, Treppen zu steigen, und den „Song For My Papa“, den Shawna Yang und Peter Lehel gemeinsam verantworten, durchzieht eine leichte Melancholie. Ebenfalls ein gemeinsames Werk ist das schattige „Tranquil Street“ von Sam Su und Peter Lehel, während der beschwingte Gang durch „The Garden“ von Lehel allein stammt. „Taiwan Saxophone View #1“ und „Taiwan Saxophone View #2“ fußen – man merkt es kaum – auf tradierten Songs der Insel, und mit „Hot Blue Balkan Polka“ kommt – vordergründig nicht zum Thema passend – ein Hauch von Donauseligkeit ins Spiel. Doch seit Peter Lehel in Budapest studiert hat, lässt ihn bei aller Verbundenheit mit dem fernen Osten auch die Musiktradition der Donauanrainer nicht mehr los. Von dort hetzt die Musik nicht nach Taiwan. Wie ein langsames Boot schippert sie ohne Hektik dorthin.

Werner Stiefele, 02.05.2020


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