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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Bay Of Rainbows

Jakob Bro

ECM/Universal 6771120
(47 Min.)

Es könnte sein, dass sich Eric Satie in der Gesellschaft von Jakob Bro wohlfühlte. Denn wie der französische Meister der „Musique d’ameublement“ versteht sich der dänische Gitarrist bestens darauf, einen Raum mit einer Musik zu füllen, die so selbstverständlich wie die Möbel zur Einrichtung zählt und doch wesentlich anspruchsvoller gearbeitet ist, als dies der erste Höreindruck vermuten lässt.
Im Juli 2017 möblierte er mit dem Kontrabassisten Thomas Morgan und dem Schlagzeuger Joey Baron den New Yorker Jazzclub Jazz Standard mit sanften Klangströmen. Sie wirken unspektakulär, sie lärmen nicht. Sanft und leise füllen sie den Raum, nehmen für sich ein, binden Aufmerksamkeit und lassen den Hörern gleichzeitig viel Platz zum Träumen. Dass Bro eine mit einer stattlichen Zahl von elektronischen Effektgeräten ausgestattete Elektrogitarre spielt, fällt in dem zurückhaltenden Klangbild kaum auf.
Insbesondere die zwei Versionen von „Move“ verdeutlichen die Kompositionsweise des Bandleaders: Er schreibt keine Songs in den herkömmlichen Strukturen, und auch die Themen sind nur vage umrissen. Stattdessen gibt er Ideen für ein Klangbild vor, das Abend für Abend neu aufgebaut wird. So entsteht die erste Version von „Move“ aus vier gleichmäßig tanzenden Tönen, die Bro im Folgenden aufwärts und abwärts wandern lässt, während Morgan und Baron den Grundrhythmus dezent umspielen. In der zweiten Version scheint nur der erste Ton eines Takts wichtig, während die anderen leise nachhängen. Dadurch entsteht eine intensivere Dialogsituation mit dem Kontrabass, dessen Bewegungen weiter nach vorn rücken. Baron wiederum konzentriert sich in beiden Versionen darauf, mit filigranen Schlägen als Bindeglied zu fungieren.
In „Red Hook“ und „Copenhagen“ bleibt das Trio dieser reduzierten, meditativen Linie treu. Erst das vierte Stück auf der CD, „Dug“, bringt zwischendurch raue, eruptive Momente der E-Gitarre ins Geschehen. Der folgende „Evening Song“ wiederum lebt von einer achttönigen Melodielinie – der längsten unter den sechs Stücken des Albums. Auch sie gibt dem Trio wie in den übrigen Stücken Anlass zu einer nahezu unendlichen Fülle von Variationen eines musikalischen Gedankens. Die entschleunigte, meditative Atmosphäre aller sechs Stücke überträgt Saties Idee von einer hochwertigen akustischen Raumausstattung sensibel in die Gegenwart.

Werner Stiefele, 27.10.2018


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