Carus/Note 1 CAR83279
(58 Min., 4/2018)
Zelenka, ganz hinten im Alphabet, ist wirklich ein armer Kerl. Wer wüsste die Vornamen, wer seine Nationalität anzugeben?! Kaum ein Werk des Dresdner Hofkomponisten – mit Ausnahme der „Hipocondria“ sowie der Psalmvertonung „Laudate pueri“ – erfuhr mehr als eine Einspielung. Hätte sich nicht einst Nikolaus Harnoncourt für den Böhmen eingesetzt, es stünde herzlich unprominent um das Interpretenregister. Ein Kleinmeister.
Der schwerelose, leichthin verzierte Ton seiner „Missa Sancti Josephi“ könnte an den Spitzenbesatz erinnern, den man früher, zu Karajans Zeiten, für typisch spätbarock hielt. Meditatives Tänzeln und ein scheinbar benommener, visionärer Stil von milder Begeisterung prägt die Musik – so wie Frieder Bernius sie hier mit Kammerchor und Barockorchester Stuttgart wunderbar umstandslos und leichtgängig präsentiert. Hier ist alles schlicht, licht und von formvollendeter Zuversicht.
Komponiert wohl 1732, enthält das Werk herrliche, ausladende Solo-Passagen (die den Einfluss Hasses zeigen). Dafür hat man in Julia Lezhneva einen echten Sopran-Joker (besser sogar als Hana Blažíková in der Prager Vergleichsaufnahme von Adam Viktora). Dass Bernius sein Zelenka-Projekt, das schon in den 90er Jahren begonnen wurde, so zögernd, aber doch fortsetzen kann, spricht für Handlungsbedarf. Auch die Psalmvertonungen „De profundis“ (Psalm 129) und „In exitu Israel“ (Psalm 113) werden wundervoll entspannt ausmusiziert. Eine Entdeckung!
Robert Fraunholzer, 06.10.2018
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