Oehms/Naxos OC1877
(65 Min., 2/2017)
Ob Vincenzo Galilei seinem Sohn Michelangelo mal erzählt hat, wie schön es sich in München leben und musizieren lässt? Jedenfalls sollte der Junior knapp 30 Jahre nach Vincenzos Gastspiel am Hofe von Albrecht V. ebenfalls einen gut dotierten Posten als Hof-Lautenist antreten. Von 1607 bis zu seinem Tod 1631 arbeitete Galilei, der übrigens der jüngere Bruder vom legendären Astronom Galileo war, in München und unterhielt mit seinem Spiel auch den musikbegeisterten Fürsten Maximilian I. Jetzt hat der deutsche Lautenist Axel Wolf Galileis 1620 gedrucktes „Primo libro d´intavolatura di liute“ aufgenommen. Dieses „erste Lautenbuch“ besteht vor allem aus Tanzsätzen wie Corrente und Gagliarda, die auch mit Toccaten zu insgesamt fünf Sonaten gebündelt worden sind. Musikalisch spiegelt sich in ihnen mit ihrem intimen Charakter und vitalen Elan nicht nur der Geschmack jener Zeit wider, sondern auch der Einfluss der englischen und französischen Lautenkunst. Und dass die oftmals nur einminütigen Sätze selbst für so einen ausgesprochenen Könner wie Axel Wolf eine Herausforderung darstellen, ist nicht selten unüberhörbar. Wie etwa in der Corrente der G-Dur-Sonate, die mit ihrem brutalen Stimmengeflecht bei Wolf schon mal etwas zu haken scheint. Wesentlich entspannter und galanter hat diesen Satz der britische Lautenist Anthony Bailes erst vor wenigen Jahren auf seinem Galilei-Album gemeistert. Trotz solcher kleinen Einschränkungen ist Axel Wolfs Recital aber empfehlenswert, da sich sein intellektuelles Vergnügen an dieser Musik fast nahtlos auf den Hörer überträgt.
Guido Fischer, 16.06.2018
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