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27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Verheerendes Signal: Bayern streicht den Musikunterricht in den Grundschulen © pixabay.com

Pasticcio

Kinder, Kinder…

Ohne die Milliardenspritze, die das Land Berlin Jahr für Jahr vom sogenannten Länderfinanzausgleich erhält, wäre man wohl kaum überlebensfähig. 3,6 Milliarden Euro waren es 2023. Doch zum Glück fließt das Geld nicht nur in die marode Infrastruktur, sondern auch in die Kultur. Und speziell bei der musikalischen Ausbildung aufstrebender Talente setzt man jetzt die Bundesmittel vorbildlich ein. So hat der Berliner Senat in seinem soeben verabschiedeten Doppelhaushalt 2024/25 eine wichtige Weiche für die lokalen Musikschulen gestellt. So will man für die notwendigen Noten die Kopierkosten und die damit verknüpften Interessen der musikalischen Urheber übernehmen. Zusammen mit der GEMA und der VG Musikedition als Vertreter für die Komponisten und Verlage konnten man sich auf eine pauschale Kopierlizenz einigen, die den Musikschulen das alltägliche Unterrichten erleichtert. Bislang musste man für die Urheberrechte aufkommen, wenn man Noten oder Songtexte für die Schüler vervielfältige. „Insbesondere für einkommensschwache Familien kann der Erwerb teurer Notenwerke eine zusätzliche Hürde darstellen“, so Berlins Kultursenator Joe Chialo. „Mit den Möglichkeiten aus dem Vertrag wird der Zugang von Kindern und Jugendlichen zu musikalischer Bildung erleichtert.“
In die entgegengesetzte Richtung geht es in Sachen musikalische Früherziehung im Geberland Bayern. Dort, wo man ansonsten große Stücke auch auf die musische Bildung hält. Doch nachdem auch hier die jüngsten PISA-Ergebnisse nicht so ausgefallen sind, wie es das Bayerische Kultusministerium erwartet hat, reagiert man darauf mit einer zweifelhaften Maßnahme. Ab dem kommenden Schuljahr soll der obligatorische Musikunterricht in den Grundschulen komplett wegfallen und mit den Fächern Kunst und Werken zu einem Unterrichtsverbund verschmolzen werden. Dafür sollen sich die Kinder dann verstärkt dem Lesen, Rechnen und Schreiben widmen.
Dieser geplante Kahlschlag des Musikunterrichts hat dementsprechend bereits deutliche Reaktionen ausgelöst. So bringt es Helmut Kaltenhauser als Präsident des Bayerischen Musikrats mit den Worten auf den Punkt: „Das ist natürlich ein sehr verheerendes Signal.“

Guido Fischer



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