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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Joachim Held und Bettina Pahn (c) Günter Neuser

Jobst vom Brandt

Heidelberger Barde

Sopranistin Bettina Pahn und Lautenist Joachim Held haben den deutschen Renaissance- und Liedkomponisten Jobst vom Brandt wiederentdeckt.

Wer als Lautenist mit solchen Energiebündeln wie etwa Cecilia Bartoli und Nikolaus Harnoncourt zusammengearbeitet hat, der muss entsprechendes Temperament und reichlich Finesse in den Fingern besitzen. Genau das trifft auf Joachim Held zu. Wobei der gebürtige Hamburger schon lange nicht nur ein reaktionsschneller Teamplayer ist, sondern ein vielfacher ausgezeichneter Solist. Seine Alben vorrangig mit Barockmusik aus Frankreich, Italien, England und natürlich auch Deutschland lassen sogar so manche Lautenscheiben seines großen Lehrers Hopkinson Smith hinter sich. Seit einigen Jahren widmet sich Held aber auch der Kunst des klassischen Lautenlieds. Mit Sopranistin Bettina Pahn hat er die ideale Gefährtin gefunden, wenn es um musikalisch intime Sternstunden etwa aus Hause Bach geht. Beide können sich aber gleichermaßen – wie 2007 mit ihrer Einspielung – für deutsche Volkslieder begeistern.
Mit ihrem jüngsten Album greifen sie diesen Faden wieder auf – aber noch mehr noch: Zugleich ist das Programm Jobst vom Brandt und damit einem Komponisten gewidmet, der „fast gänzlich unbekannt ist“, wie Joachim Held im Booklet betont. „Das ist erstaunlich, denn sein Werk ist durch die Liederbücher Georg Forsters bestens dokumentiert und auch im Druck veröffentlicht.“ Doch auch für den Lautenisten war das Liedschaffen des Oberpfälzers Brandt Neuland. 2021 wurde Held zum 800-jährigen Jubiläum des Schlosses Brand in Marktredwitz eingeladen und lernte dabei die Lieder des 1570 hier verstorbenen Komponisten kennen. „Die Musik hat uns in ihrer Klarheit und Schlichtheit eingenommen und berührt“, so Joachim Held auch im Namen von Bettina Pahn.
Ausgewählt hat das Künstlerpaar Lieder aus Georg Fosters Sammlung „Frische teutsche Liedlein“, die zweifelsohne als wichtigste Quelle für das klassische deutsche Lied im 16. Jahrhundert gilt. Joachim Held: „Zusammen mit dem Kapellmeister Lorenz Lemlin und seinen Kommilitonen Caspar Othmayr, Stephan Zirler und eben Georg Forster entwickelten sie eine Art Lieder zu komponieren, die man später die ‚Heidelberger Liedmeister‘ nannte.“ Den Löwenanteil in Forsters mehrbändigem Konvolut nimmt der aus einem Adelsgeschlecht stammende Jobst vom Brandt ein. 51 Lieder finden sich von ihm darin. Und allein schon das Lied „Drei Laub auf einer Linden“, mit dem das Album beginnt, erinnert mit seiner Mischung aus eingängigem Zauber und kostbarer Kunstfertigkeit sofort an die große englische Lautensong-Tradition etwa eines Thomas Morley.
Zwischen die einzelnen Lieder streut Joachim Held immer wieder so manches Instrumentalstück ein. Mal mit dem Perkussionisten Jeroen Finke. Oder er stellt vom Lautenkomponisten Brandt ein Original und eine Bearbeitung vor. Lediglich zwei Kompositionen gibt es von Brandt, die für die Laute eingerichtet wurden. „Sie erschienen beide in dem in Heidelberg veröffentlichten Druck von Sebastian Ochsenkuhn. Eines davon, ‚Mancher wünscht i(h)m (ein) grosses Gut‘, ist hier aufgenommen. Ich habe mir die Freiheit genommen ‚Von deinetwillen bin ich hie‘ nach den Vorbildern von Hans Newsidler selbst für die Laute einzurichten.“ Eine sehr gute Entscheidung, möchte man Joachim Held zurufen!

Neu erschienen:

Jobst vom Brandt

Deutsche Lieder der Renaissance

Bettina Pahn, Joachim Held, Juliane Laake, Jeroen Finke

hänssler Classic/Profil

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Guido Fischer, 10.02.2024, RONDO Ausgabe 1 / 2024



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