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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Neue Musik in berufenen Händen – zum Beispiel bei den Musikerinnen und Musikern der MAM. manufaktur für aktuelle musik © Ultraschall

Pasticcio

Die Zukunft im Ohr

Man möchte sie für nur einen kleinen Augenblick, einen Wimpernschlag lang festhalten. Diese ultrafeine, wie dahingehaucht wirkende Musik von Mark Andre. Aber mit ihrem Erklingen entzieht sie sich sofort ihrem Zugriff; droht für immer zu entweichen, zu verschweben, zu entschwinden. Was gerade noch da war, hat sich unmerklich in völliger Stille entmaterialisiert. So flüchtig die Musik des Franzosen Mark Andre ist, so baut sie bei ihren Wanderungen oftmals entlang der Wahrnehmungsgrenzen aber doch stets eine Spannung und Intensität auf, die das Publikum immens fesselt und geradezu zum Hin- und Hineinhören zwingt. Wie im Fall seiner jüngsten Orchesterkomposition „Im Entschwinden“, die letztes Jahr im März in Wien vom Orchestre de Paris unter Klaus Mäkelä uraufgeführt wurde.
Nun kehrt dieses auch vom strengen Glauben des Komponisten geprägte Stück wieder in den Konzertsaal zurück. Genauer: In den Großen Sendesaal des rbb, wo das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung von André de Ridder zu einem Abend voller Neuer Musik einlädt. Darunter auch mit dem Klarinettenkonzert der koreanischen Ligeti-Schülerin Unsuk Chin. Das Konzert bildet zugleich das Finale des diesjährigen Berliner „Ultraschall“-Festivals .
Vom 17. bis 21. Januar stehen wieder zeitgenössische Werke auf dem Gesamtprogramm. Wobei nicht nur jüngere und jüngste Kompositionen von solchen namhaften Persönlichkeiten wie Enno Poppe, Arnulf Herrmann, Adriana Hölszky und Bernhard Lang gespielt werden. Wie es sich für solch ein ambitioniertes Neue Musik-Meeting gehört, gibt es auch in diesem Jahr wieder unbedingt hörenswerte Entdeckungen. Elnaz Seyedi und Ehsan Khatibi laden zu einer Spurensuche durch das Ungreifbare der kollektiven Erinnerung im Iran ein. Olga Rayeva trauert um die ukrainische Stadt Mariupol. Ricardo Eizirik setzt sich mit von Gewalt geprägten Jugendkulturen auseinander. Und selbstverständlich werden auch die Erst- und Uraufführungen von namhaften Spezialistenteams wie dem Trio Catch und MAM. manufaktur für aktuelle musik präsentiert – sowie auch vom Rundfunk‐Sinfonieorchester Berlin unter seinem Chefdirigenten Vladimir Jurowski.
So prallgefüllt daher auch die „Ultraschall“-Ausgabe 2024 ist, so ist sie doch jetzt etwas ganz Besonderes. Immerhin feiert das Festival seinen 25. Geburtstag. Und wie sehen die beiden Festivalleiter Andreas Göbel und Rainer Pöllmann die zurückliegende Zeit? „Offen und neugierig zu sein, das war von Anfang an das Bestreben des Festivals, unvoreingenommen, aber mit einem klaren Qualitätsbewusstsein und dem Mut für Ungewohntes. Spannend ist es, im Rückblick auf ein Vierteljahrhundert den Wandel von Perspektiven oder auch Dramaturgien nachzuverfolgen. Das hat uns jung gehalten.“ Das sieht man dem 25. Programm nicht nur an – man wird es ihm anhören.

Guido Fischer



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