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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Vorbild für Hamburg: Das aufsehenerregende Kopenhagener Opernhaus, das der dänische Reeder Mærsk aus eigener Kraft gestiftet hat © Egon Gade/kglteater.dk

Pasticcio

Luxusproblem?

Deutschlands Opernlandschaften können sich bekanntlich sehen lassen. Schließlich garantieren bundesweit sage und schreibe rund 80 Opernhäuser mehr als nur eine Grundversorgung zwischen Barock und Uraufführung. Angesichts dieses im weltweiten Vergleich zahlenmäßig konkurrenzlosen Spielbetriebs ist es daher nicht wenig überraschend, dass diese Flaggschiffe immer wieder mal am hauseigenen Verschleiß leiden und ächzen. Angesichts der oftmals verschleppten oder wenig professionell durchgeführten Renovierung musste in letzter Zeit auch so manches Traditionshaus für das nötige radikale Face-Lifting übergangsweise die Pforten schließen. Oder man denkt gleich über einen Neubau nach. Mit solchen Konzepten und Planungen beschäftigt man sich aktuell an den renommierten Opernstandorten Düsseldorf, Köln, Stuttgart und Nürnberg. Und zwar – wie in der Domstadt zu sehen – mit teilweise atemberaubender Geldverbrennungswut. Nun soll es schon bald in einer anderen Opernmetropole eine Großbaustelle geben. In Hamburg nämlich, wo sich die örtliche Staatsoper seit 1955 immer wieder zu einem Mekka für die internationalen Opernfans entpuppt hat. Auch dank solcher charismatischer Intendanten wie Rolf Liebermann und solcher GMDs wie Ingo Metzmacher.
Momentan haben Kent Nagano sowie Georges Delnon die Fäden in der Hand. Ab der Spielzeit 2025/2026 beginnt dann mit Dirigent Omer Meir Wellber sowie Intendant Tobias Kratzer ein neues Kapitel. Doch seit einigen Monaten sorgen nicht nur solche Personalien für Schlagzeilen. Gerade erst hat sich der vermögende Logistik-Unternehmen und Musikliebhaber Klaus-Michael Kühne wieder zu Wort gemeldet und sich als spendabler Mäzen für ein neues Opernhaus positioniert. 300 Millionen Euro würde Kühne dafür locker machen. Was selbstverständlich nur einen Teil jener Gesamtkosten abdecken würde, die bei einem Komplettumzug in ein neues Domizil anfallen würden. Und dass man in der Kaufmannsstadt Hamburg nun wirklich mit Geld umzugehen versteht, weiß man spätestens seit der Elbphilharmonie.
Gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ hat Kühne gerade gesagt, dass die „Hamburgische Staatsoper in ihrem Angebot und ihrer künstlerischen Qualität noch entwicklungsfähig“ sei. Einen Neubau rechtfertigt das aber noch nicht. In einem weiteren Interview beklagte er hingegen den asbestverseuchten und akustisch nur mangelhaften Bau. Zumindest letzteres können regelmäßige Operngänger und die immer wiederkehrenden Sängerstars nicht bestätigen.
Die Politik jedenfalls will sich das Angebot von Kühne noch mal durch den Kopf gehen lassen. Dabei sollte man aber bedenken, dass Kühne ja schon seit vielen Jahren in den örtlichen Kickerclub HSV investiert. Und wo spielt der heute? In der 2. Liga.

Reinhard Lemelle



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