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27.04. - 03.05.2024

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am 04.05.2024



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Die Götter im Clinch: Schon bei Wagners „Rheingold“ führt Hausherr Antonio Pappano wieder eine Top-Besetzung an (c) Royal Opera House

Royal Opera House im Kino

Welcome – im Lichtspielhaus

Londons First-Class-Opern- und Balletttempel überträgt gleich acht Produktionen in die deutschsprachigen Kinos – mit dabei sind Jonas Kaufmann und Barrie Kosky.

Wie bei jeder Investition in etwas Besonderes sollte man sich auch beim geplanten Opern- oder Ballettbesuch vorher ganz genau informieren, wo man am besten sehen kann. Denn findet man sich plötzlich irgendwo weit rechts, versteckt hinter eine Säule wieder, ist die Überraschung groß. Um solchen Enttäuschungen vorzubeugen, geben inzwischen viele der weltweit führenden Häuser Tipps, wo man die beste und wirklich freie Sicht auf das (erhoffte) Bühnenspektakel hat. Im Fall des Londoner Royal Opera House (ROH) sind das speziell im Parkett die Plätze 7, 14, 15, 16 und 26 in der Reihe K, bei denen nichts schief gehen kann. Doch mit diesem Wissen allein ist man noch nicht drin in diesem Kulttempel, der 2500 Opern- und Ballettfans Platz bietet. Denn wie in jedem anderen Drei-Sterne-Haus haben die Ticketpreise auch beim ROH eine ordentliche Spannweite. So kann man im September für die erste Produktion der neuen Spielzeit 2023/2024 immerhin bis zu 325 £ hinblättern – wenn man möchte. Dann aber gibt es Richard Wagners „Rheingold“ in einer absoluten Top-Besetzung zu erleben. Christopher Maltman singt den Wotan, Christopher Purves den Alberich und Sean Panikkar den Loge. Am Pult steht in seiner letzten Spielzeit der musikalische Hausherr himself, Antonio Pappano. Und die Regie übernimmt Barrie Kosky, der damit zugleich einen neuen „Ring“-Zyklus einläutet.
Bei Redaktionsschluss gab es für kurzentschlossene „Rheingold“-Pilger noch einige Tickets im „100 £ +“-Segment zu haben. Wesentlich preisgünstiger, nämlich mit Ticketpreisen um die 25 Euro, kann man diese Allstar-Produktion aber auch in vertrauter Umgebung, im akustisch bestens ausgestatteten Kino um die Ecke erleben. Denn am 20. September überträgt das Royal Opera House diese Neuinszenierung auch in die deutschsprachigen Kinos. Wobei man sich dann keinerlei Gedanken machen muss, ob man alles sieht und dabei auch genügend Beinfreiheit hat (auch das ist nicht selten ein Problem in Opernhäusern)!
Mit Ausblick auf vier Opern- und vier Ballett-Produktionen startet jetzt das Londoner Traditionshaus in die neue Saison seiner 2008 ins Leben gerufenen Serie mit Live-Übertragungen. Und jede Produktion garantiert Augen- und Ohrenschmaus auf Weltklasse-Niveau – im bequemen Ambiente.
Auch diesmal stehen auf dem Opernspielplan absolute Repertoire-Klassiker. Auf Wagners „Rheingold“ folgt zunächst „Madama Butterfly“ vom Verismo-König Giacomo Puccini. Gänsehaut versprechen in der Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier allein solche musikalischen Highlights wie Butterflys Arie „Un bel dì, vedremo“ („Eines Tages“) sowie der berühmte Summchor. Zumal unter der Gesamtleitung von Kevin John Edusei die litauische Sopranistin Asmik Grigorian die Partie der jungen Geisha Cio-Cio-San übernimmt. Auf was für einem stimmschauspielerischen Top-Niveau sich Grigorian längst bewegt, hat sie erst gerade wieder bei den Salzburger Festspielen in einer Neuproduktion von Giuseppe Verdis „Macbeth“ gezeigt.

Pappanos prall gefüllte Abschiedssaison

Bei der Neuinszenierung von Georges Bizets „Carmen“ (Regie: Damiano Michieletto) geben dann gleich zwei Ausnahmestimmen den Ton an. Für tenoralen Glanz sorgt der Pole Piotr Beczała als Don José. Die Titelpartie übernimmt die russische Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina, die quasi ein Eigengewächs des Royal Opera House ist. Denn ab 2017 wurde sie vom hauseigenen „Jette Parker Young Artists Programme“ gefördert und sorgte rasend schnell auch als Carmen für Aufsehen. Am Pult steht der italienische Originalklang-Spezialist Antonello Manacorda – der bei der letzten Saison-Produktion dann wieder von seinem Landsmann Antonio Pappano abgelöst wird. Die Inszenierung des Historiendramas „Andrea Chénier“ von Umberto Giordano steht dabei nicht nur wegen Regisseur David McVicar sowie Jonas Kaufmann als Poet Chénier unter einem außergewöhnlichen Stern. Mit dieser Aufführungsserie wird sich Pappano nach 22 Jahren als Music Director vom Royal Opera House verabschieden. Aber wie er bereits versprochen hat, wird er auch in seiner Funktion als neuer Chefdirigent des London Symphony Orchestra immer wieder regelmäßig als Gast zurückkehren. Was nicht nur seinem Nachfolger Jakub Hrůša gefallen dürfte.
Im ROH ist aber nicht nur große Oper zu Hause, sondern ebenfalls höchste Ballettkunst. Den Anfang der vier live übertragenen Ballett-Produktionen macht am 7. November Carlos Acostas bereits vor zehn Jahren entstandene Choreografie des „Don Quijote“. Die Musik zu diesem Abend um den exzentrischen Adligen und seinen treuen Knappen Sancho Panza stammt von Ludwig Minkus. Kurz vor Weihnachten hat dann natürlich „Der Nussknacker“ seinen Auftritt. Zu sehen ist dieser festliche Ballettklassiker zur Musik von Peter Iljitsch Tschaikowski in Peter Wrights Inszenierung für das Royal Ballet – mitsamt den historischen Kostümen von Julia Trevelyan Oman.
Im neuen Jahr folgt dann „Manon“ zur Musik Jules Massenets. Mit der Adaptation von Abbé Prévosts Roman präsentiert sich Choreograf Kenneth MacMillan in Höchstform. Seine präzisen Einblicke in die menschliche Psyche und seine brillante narrative Choreografie kommen gerade in den leidenschaftlichen Duetten des Liebespaares voll zur Geltung. Das Bühnenbild stammt übrigens von Nicholas Georgiadis, der in diesem September 100 Jahre alt geworden wäre.
Abgerundet wird die Reise in die Londoner Welt des Königlichen Balletts schließlich mit „Schwanensee“. Dabei verbindet sich Tschaikowskis Komposition mit der Fantasie des Choreografen Liam Scarlett und des Bühnenbildners John Macfarlane zu einem wahren Ohren- und Augenschmaus – der in das dramatische Pathos des Ballett-Klassikers von Marius Petipa und Lew Iwanow mündet. Wer es also zu diesen hochkarätigen Produktionen nicht selbst nach London schafft – muss nur ins nächstgelegene Lichtspielhaus!

Royal Opera House im Kino

www.roh.org.uk/about/cinema
www.rohkinokarten.com

Alle Produktionen garantieren bei Ticketpreisen um die 25 € Augen- und Ohrenschmaus auf Weltklasse-Niveau – im bequemen Ambiente. Und auch diesmal stehen absolute Repertoire-Klassiker auf dem Opernspielplan.

Reinhard Lemelle, 02.09.2023, RONDO Ausgabe 4 / 2023



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