(c) Erato
Kastrierte Opernstars sind zwar seit mehr als zwei Jahrhunderten passé. Doch ihr Erbe lebt mehr denn je in den naturbegabten Hochtönern weiter. Und obwohl der Countertenor- Boom sich auch im Repertoire niedergeschlagen hat, sind die bekannten Arien weiterhin nur die Spitze des Eisbergs. Denn der Franzose Philippe Jaroussky und der Australier David Hansen haben selbst bei dem vielfach porträtierten Farinelli noch unentdeckte Seiten aufspüren können.
Dem Argentinier Franco Fagioli ist im Fall von Caffarelli gar eine Pionierleistung gelungen: „Es gibt keine Aufnahme, die ausschließlich diesem Sänger gewidmet wurde.“ Nun hat sich Caffarelli, der wie der um fünf Jahre ältere Farinelli an der apulischen Stiefelferse geboren wurde, immerhin mit Händels „Ombra mai fù“ in die ewige Barock-Hitliste eingetragen. Aber darüber hinaus konnte Fagioli seine Caffarelli-Hommage fast vollständig mit Weltersteinspielungen von Hasse über Leonardo Leo bis Pergolesi spicken. Und natürlich fehlt auch eine Arie von Nicola Porpora nicht, der der Lehrer von Caffarelli und Farinelli gewesen ist. Dem ‚Schöpfer‘ Farinellis hat Philippe Jaroussky gleich ein ganzes Album gewidmet: „Seine Kompositionen sind im klassischen neapolitanischen Stil gehalten und von einem Charme geprägt, der das Publikum sofort ansprach. Außerdem hatte er ein Ass im Ärmel: Farinelli.“ Bei den Arien aus Porpora-Opern hat Jaroussky zudem gar zwei Mal prominente Verstärkung durch seine künstlerische Geistesschwester Cecilia Bartoli bekommen.
Diese Mezzo-Nachtigall stand insgeheim auch Pate für die Dramaturgie des Albums „Rivals“, mit dem sich David Hansen auf die Spuren Farinellis und seiner Konkurrenten gemacht hat. „Ich habe mich bei der Auswahl an den sorgfältig gestalteten, abwechslungsreichen Programmen von Bartoli orientiert“, so Hansen über seine Debüt-CD. Und dabei bietet auch er eine wahre Wundertüte an Weltersteinspielungen. Die berühmte Arie „Son qual nave“ von Farinellis Bruder Riccardo Broschi kommt zum Beispiel erstmals mit all den authentischen Auszierungen und Koloraturen des einstigen Superstars wieder zu Gehör.
Guido Fischer, 07.09.2013, RONDO Ausgabe 4 / 2013
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