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Ende letzten Jahres, am 28. Dezember 2020, verstarb in London im Alter von immerhin 86 Jahren der chinesische Pianist Fou Ts’Ong. Den Feuilletons war das kaum mehr als eine kleine Meldung wert. Dabei war Fou Ts’Ong seit den frühen 1960er Jahren nicht nur in Europa und den USA ein hochangesehener Musiker. Selbst Hermann Hesse war schwer begeistert gerade vom Chopin-Interpreten. Er hielt Fou Ts’Ong „überhaupt für den einzig wahren Chopin-Spieler“, bei dem es „den Duft von Veilchen, Regen auf Mallorca und auch von exklusiven Salons atmete“. Nicht ganz so lyrisch hatte wahrscheinlich 1955 die Jury des Warschauer Chopin-Wettbewerbs ihre Entscheidung begründet, dem 21-jährigen Asiaten den 3. Preis zu verleihen (die ersten beiden Trophäen gingen an Adam Harasiewicz und Vladimir Ashkenazy). Und wenngleich Fou Ts’Ong sich daraufhin ein breites Repertoire erarbeitete, das von Bach bis Debussy reichte, so kehrte er auch diskografisch immer wieder zum Polen zurück. Besonders zwischen 1979 und 1985 befand er sich geradezu in einem Chopin-Flow. Für das CBSLabel nahm er so ziemlich alle wichtigen Solo-Werke von Chopin auf – von den Sonaten über die Etüden und Préludes bis hin zu ausgewählten Nocturnes und sämtlichen Mazurkas. Die bilderreiche Einschätzung Hermann Hesses kann man nun beim ersten Kennenlernen bzw. der Wiederbegegnung mit Fou Ts’Ong aber getrost vergessen. Denn statt pathetischem Überschwang und süßlichem „Veilchen“-Duft erlebt man hier schnörkellos durchdachte und durchlebte Chopin-Welten – in denen Fou Ts’Ong bisweilen eine motorische Modernität entdeckte, die erst ein Jahrhundert später in György Ligetis „Musica Ricercata“ ihre Fortsetzung fand.
Guido Fischer, 06.11.2021, RONDO Ausgabe 5 / 2021
Sergiu Celibidache
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