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(c) Andreas Orban
Fast so etwas wie eine künstlerisch kuratierte „Playlist“ bietet das neue Album „Mein Beethoven“. „Zunächst mal unseriös“ sei das Vorhaben gewesen, so Martin Stadtfeld, der durch seinen 6-jährigen Sohn dazu angeregt wurde. „Ich habe munter drauflos gespielt, denn eigentlich sollten die Titel nur als Einspieler für das Hörspiel ‚Beethoven für Kinder‘ dienen.“ Dann entschied man sich, die Einzel-Titel auch als separate CD herauszubringen (im Doppelpack mit dem Hörspiel wie auch ohne). „Es sind Lieblingsstücke von mir.“ Und prompt hat man etwas ganz Neues zuwege und unters Digital-Volk gebracht.
„Ursprünglich war eine einzelne Kinder-CD geplant“, erklärt Stadtfeld das Projekt. „Ich selbst bin mit der Reihe ‚Wir entdecken Komponisten‘ bei der Deutschen Grammophon aufgewachsen.“ („Beethoven, Erster Teil: Die Wut.“) Um derlei neu aufzuziehen, habe er den Text selbst geschrieben, eingesprochen und natürlich die Stücke gespielt. Alles aus einer Hand, so wie bei einem Pianisten üblich, der vor sechzehn Jahren seine Karriere mit einer selbstproduzierten Aufnahme der „Goldberg-Variationen“ sensationshaschend begann.
„Mein Sohn ist eher für Lego. Wir sind – wie viele professionelle Musiker – bei unseren eigenen Kindern zurückhaltend mit Musik.“ Umso mehr ist sich Stadtfeld bewusst, dass Education eine gute, wichtige Sache ist. „Auch Beethoven war kein Wunderkind – und wollte keines sein“, so Stadtfeld. Heutzutage könnten Kinder an viele kantige Eigenschaften des Komponisten anknüpfen. „Selbst Beethoven hat als Junge auf dem Bleistift herumgekaut, weil ihm nichts einfiel.“ Später habe er bei Händel und Mozart ‚Rat gesucht‘, sprich: auch abgekupfert. So wie das damals üblicher war, als die Genie-Ästhetik es will.
Einiges – so den „Eroica-Dance“ – hat Stadtfeld selber fürs Klavier bearbeitet. Anderes, wie der erste Satz aus der „Mondschein“-Sonate oder die 31. Variation der Diabelli-Variationen, folgt einfach Vorlieben. „Den Anfang der 5. Sinfonie wollte ich nicht reinnehmen“, so Stadtfeld. Stattdessen gibt es eine eigene, viersätzige „Fantasie über ein Skizzenblatt Beethovens“.
Das ist alles typisch Stadtfeld. Diesmal als Erzieher. Von jeher war der in Koblenz geborene Pianist, der in diesem Jahr 40 Jahre alt wird, ein Selfmade-Mann. Ungewöhnlich war, dass er mit Recitals Bekanntheit erwarb. Auch heute noch machen Solo-Auftritte 60 Prozent bei ihm aus. Woraus folgt: Eine normale Virtuosen-Karriere ist das nicht. Stadtfeld, der auch schon im Gehrock und mit leichter Rosenkavalier- Anmutung auftrat, polarisierte, wurde teilweise nicht ganz ernst genommen. Blieb dessen ungeachtet aber immer ein Musiker mit großer Fan-Gefolgschaft (und treuem Hauslabel).
Stadtfeld erfand sich stets neu. Und hat damit unter deutschen Pianisten einen wohl höheren Bekanntheitsgrad erlangt als Lars Vogt – übertroffen nur von Igor Levit. Dieser Pianist gibt nicht nach. Und keine Ruhe. Ein Vorbild für die Jugend.
Sony
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