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(c) Patrick Hürlimann/Sony
Alma Deutscher wird von Melodien geradezu angesprungen. Seit die heute 14-Jährige denken kann, tauchen sie in ihrem Inneren auf und verdichten sich zu musikalischen Gedanken, ringen nach Form, wollen schließlich Gestalt annehmen. „Das Komponieren findet bei mir im Kopf statt“, berichtet sie über ihre Arbeitsmethode. „Irgendwann ist es dann so weit, und ich muss einfach nur noch die Noten niederschreiben.“ Alma komponiert seit ihrem Kindergartenalter. Mit sieben die erste Kammeroper, mit neun ein Violinkonzert, mit zwölf ein Klavierkonzert. Beide Konzerte hat die junge Britin auch selbst schon als Solistin aufgeführt: Neben ihrer kompositorischen BegaArbeitsbung ist sie nämlich bereits jetzt schon auf beiden Instrumenten eine versierte Solistin. Das Wort „Wunderkind“ drängt sich geradezu auf, der Vergleich mit Mozart liegt näher als alles andere – auch wenn Alma Deutscher davon nichts hören will.
Eines hat sie jedoch mit dem Salzburger Genie gemeinsam: Sie besucht keine öffentliche Schule, sondern wird gemeinsam mit ihrer Schwester zu Hause von den Eltern, beide Akademiker, unterrichtet. Ergänzt wird die Erziehung von externen Lehrern, mit denen Alma teilweise über Skype kommuniziert. Wie ihr ganzes bisheriges Leben verläuft auch ihre musikalische Ausbildung in weniger konventionellen Bahnen als bei anderen Leuten. „Von Anfang an habe ich Unterricht in Improvisation bekommen“, berichtet sie. Das freie Fantasieren, das spontane Entwickeln von Melodien über eine Basslinie hat ihr wesentliche Impulse für ihr Klavierspiel, vor allem aber auch fürs Komponieren gegeben. Wie sich das anhört, kann man auf ihrem aktuell erschienenen Debüt-Album „From My Book Of Melodies“ hören, ein Titel, der wörtlich zu nehmen ist. „Seit ich vier Jahre alt war, habe ich immer ein Buch, in dem ich meine Melodien notiere. Für meine CD habe ich aus jedem Jahrgang eine Melodie genommen und eingespielt.“
Denn natürlich ist die junge Komponistin auch selbst am Klavier zu hören. Die unter meist sehr poetischen Titeln wie „The Lonely Pine-Tree“ oder „I Think Of You“ veröffentlichten Melodien erinnern an Vorbilder aus klassisch- romantischer Zeit, etwa an Schubert oder Mendelssohn. Auch (bearbeitete) Ausschnitte aus der 2015 uraufgeführten Kammeroper „Cinderella“ und dem Klavierkonzert sind auf der CD zu hören – Klänge, mit denen sich Alma Deutscher sehr deutlich vom Großteil der heutigen „Neuen Musik“ unterscheidet. Wie sich Schönheit mit Witz und Esprit verbinden kann, zeigt exemplarisch der letzte Track auf ihrer CD, ein Walzer mit dem Titel „Siren Sounds“. Aus Liebe zur Stadt ist Alma Deutscher vor kurzem mit ihrer Familie nach Wien gezogen, wenn man so will das geschichtliche Zentrum der Musik, in dem schon die großen Vorbilder der Klassik umher spazierten. „Natürlich werde ich hier viele Walzer komponieren“, sagt Alma beschwingt. Kleine Auflockerungen ihres Komponistinnen-Alltags, der sich ansonsten in nächster Zeit um die Arbeit an einer abendfüllenden Oper drehen wird: ein Auftrag des Salzburger Landestheaters.
Sony
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