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Christina Pluhar (c) Jens Schlüter
Kaum hatte sich diesseits der Alpen der Ruf Italiens als das Barockmusik-Paradies verbreitet, packten auch in Deutschland aufstrebende Komponisten ihre sieben Sachen. Der wohl erste Venedig-Pilger von Rang war der oft als Vater der deutschen Musik bezeichnete Heinrich Schütz. 1609 verließ er mit 24 Jahren seine Heimat, um seinem kompositorischen Handwerk in der Lagunenstadt den Schliff nach neuster Art zu geben. Und der gebürtige Thüringer hatte gleich das große Glück, in Giovanni Gabrieli seinen Herrn und Meister zu finden. Diese Lehrer-Schüler-Beziehung sollte sich auch für die Musikgeschichte sehr bald auszahlen. 1619 gab Schütz mit den „Psalmen Davids“ – nicht zuletzt dank der kunstvollen Verschmelzung der italienischen mit der deutschen Musiktradition – ein absolutes Schlüsselwerk der Barockmusik heraus.
Vor genau 400 Jahren ist dieses bahnbrechende Opus Magnum erschienen. Ein Jubiläum, das das Heinrich Schütz Musikfest in diesem Jahr, im Rahmen seiner 22. Ausgabe, nur allzu gerne feiert! Unter dem Motto „etwas neues herfürzubringen“ ehren so gemeinschaftlich fünf Städte in Mitteldeutschland einen Komponisten, der zu Lebzeiten mit eben solchen Würfen wie den „Psalmen Davids“ zur damaligen Avantgarde gehörte. Und weil das traditionell im Oktober stattfindende Festival diesmal die Modernität von Schütz in seiner Zeit, aber auch darüber hinaus feiern und würdigen will, fällt das Gesamtprogramm sogar noch spannungsvoller und facettenreicher als sonst aus. So werden etwa solche Weltklasse-Ensembles wie das Huelgas Ensemble und Musica Fiata auch das Schaffen Claudio Monteverdis beleuchten, dessen visionäre Klangkunst gleichfalls Schütz beeinflusste. Die von seinen Werken ausgelösten Impulse spiegeln sich hingegen in Konzerten mit Musik der Gegenwart sowie auch in weltmusikalischen Klangdialogen wider. So präsentiert das Vokal- und Instrumentalensemble La Tempête unter Leitung von Simon-Pierre Bestion bei seinem Musikfestdebüt Schütz’ „Auferstehungshistorie“ und Johann Hermann Scheins „Israelsbrünnlein“ – wobei die Rolle des Evangelisten ein libanesischer Sänger übernehmen wird.
Überhaupt locken erneut zahlreiche Überraschungen und außergewöhnliche Projekte in Schütz’ Geburtsort Bad Köstritz, seine Hauptwirkungsstätte Dresden sowie auch nach Weißenfels, wo der Komponist seinen Alterssitz hatte. Christina Pluhar und L’Arpeggiata geben gleich zwei Konzerte, mit denen man eine Klangreise von Schütz bis Bach (Dresden) sowie eine Huldigung an „König Davids Harfe“ (Gera) präsentiert. Beim Abschlusskonzert kommt ein neues Werk von Torsten Rasch auf Texte von Helmut Krausser zur Uraufführung. Und während sich mit Dorothee Mields eine der angesagtesten Stimmen der Alten Musik als „Artist( in) in Residence“ von 2018 erneut die Ehre gibt, kann man als „Artist in Residence“ 2019 den phänomenalen RIAS Kammerchor in diversen, auch zeitgemäßen Schütz-Huldigungen erleben. Immerhin hat man bereits vor einigen Jahren mit einem Programm für Furore gesorgt, bei dem Gesänge von Heinrich Schütz auf „Passionstext“- Vertonungen von Wolfgang Rihm trafen.
„etwas neues herfürzubringen“
3.–13. Oktober
www.schuetz-musikfest.de
Tickets: +49 (18 06) 70 07 33
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