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Manchmal mussten bei Carlos Kleiber die allerhöchsten diplomatischen Kräfte gebündelt werden, um ihn aus seinem bayerischen Domizil ans Dirigentenpult zu locken. So gab der Dirigent 1989 endlich sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern – nach langen Überredungskünsten des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Kleibers erster Auftritt bei den Hauptstadt-Musikanten wurde zum Triumphzug. Sofort wurde der damals 59-Jährige erst als Nachfolger Herbert von Karajans und dann auch vom Neu- Philharmoniker Claudio Abbado noch hoch gehandelt. Doch jedes Mal blieb Kleiber seinem Ruf als legendäres Phantom des Konzertbetriebs treu. Schließlich konnte er sich es längst leisten, „nur zu dirigieren, wenn ich hungrig bin“, so Kleiber einmal gegenüber Karajan. Aber wenn den gebürtigen Berliner dann der Hunger packte, gab es kein Halten mehr. Allein die Aufnahmen, die Kleiber zwischen 1973 und 1982 für die Deutsche Grammophon gemacht hat, gehören unterm Strich zu jenen, die man gebündelt mit auf die berühmte einsame Insel nehmen sollte. Die Sinfonien von Beethoven (Nr. 5 & 7), Schubert (Nr. 3 & 8) und Brahms (Nr. 3) sind in Sachen Intensität, Leuchtkraft und Gesanglichkeit kaum zu überbieten. Und bei den Musiktheaterproduktionen „Die Fledermaus“, „Tristan und Isolde“, „Der Freischütz“ sowie „La traviata“, die in Dresden und München entstanden sind, wuchsen singende Weltstars wie Ileana Cotrubaș, Margaret Price, Plácido Domingo und René Kollo noch einmal über sich hinaus. Alle waren sie infiziert vom Kleiber-Virus.
Guido Fischer, 22.12.2018, RONDO Ausgabe 6 / 2018
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