Startseite · Interview · Blind gehört
(c) Marcus Höhn
Michael Barenboim wurde 1985 in Paris als (jüngerer) Sohn von Daniel Barenboim und Elena Bashkirova geboren (sowie als Enkel von Dmitri Bashkirov). Nach dem Umzug der Familie nach Berlin wechselte er, mit sieben Jahren, vom Klavier zur Geige. Seit dem Jahr 2000, er war 15 Jahre alt, spielte er im West- Eastern Divan Orchestra, dessen 1. Konzertmeister er seit 2003 ist. Michael Barenboim studierte an der Hochschule für Musik und Theater Rostock bei Axel Wilczok sowie Philosophie an der Pariser Sorbonne. Mit „Bach/Bartók/Boulez“ veröffentlichte er seine Debüt-CD als Solist. Er lebt in Berlin.
Schwer zu sagen, wer’s ist. Man hört eine hohe Bogengeschwindigkeit und ein entsprechend rasches Vibrato. Der Musiker ist nicht von gestern. Sondern von vorgestern, und das meine ich positiv. Die Geiger heute sind einander viel ähnlicher als vor 50 Jahren. Hier geht’s leicht von der Hand, ist virtuos und ohne Anstrengung. Wird aber nie angeberisch. Aha, Ivry Gitlis! – So etwas spielt er großartig. Er hat Klänge, die kein anderer Geiger hat. Man sieht, was er technisch tut, kann aber das Ergebnis trotzdem nicht ganz erklären. Er spielt, mit jetzt 95 Jahren, immer noch. Und diese Klänge, das muss ich sagen, hat er gleichfalls noch.
Das ist „Le marteau sans maître“ von Pierre Boulez. Ich kenne das Stück gut, habe es oft gehört, und würde sogar sagen: Wenn man sich für Musik nach 1945 interessiert, sollte man es einmal gehört haben. Die Instrumentation ist genial. Boulez war ein Komponist, der wusste, wie Sachen gut klingen. Seine eigenen Werke mögen mitunter schwer verständlich sein, aber sie sind immer sehr gut anzuhören. Das hier ist er selber am Pult des West-Eastern Divan Orchestra. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mitgespielt habe.
DG/Universal
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Das Stück kenn’ ich gleichfalls. Das ist Tschaikowski. Na klar, und das ist meine Mutter. Ich hör’s, aber ich weiß nicht recht, woran ich es erkenne. Die Streicher kann man ja am ganz persönlichen Vibrato unterscheiden. Aber die Pianisten? Also, das ist jedenfalls sehr schön gespielt, da gibt’s nichts! Es hat das richtige Timing, fließt, ohne je hektisch oder sentimental zu werden. Sie hat Rubato, aber nicht zu vordergründig. Ich selber habe Klavier ja nur bis zur Hochschule gespielt. Aber nie genug geübt. Ich übe überhaupt nicht sehr gern. Aber die Geige war eben doch mehr ‚mein’ Instrument. Übrigens, wir haben drei Pianisten in der Familie. Eigentlich sogar fünf, denn die Eltern meines Vaters waren gleichfalls Pianisten. Einzige Ausnahme: meine Oma mütterlicherseits. Sie war Geigerin.
Oh, ich liebe das! Man sollte es nicht im Auto hören, dafür ist es zu schön. Gespielt wird hier mit viel Kontrolle. Nicht zu schnell, auch nicht zu aufgeregt. Lieber in etwas ruhigerem Tempo. Schön ausgespielt! Das Orchester ist schlicht und einfach: perfekt. – Es ist Abbado!? Na, das passt. Ich habe im Gustav Mahler- Jugendorchester unter ihm gespielt. Er verstand sich darauf, immer die Resultate zu erreichen, die er wollte, und dabei doch den Musikern das Gefühl zu vermitteln, sie hätten es selbst gewollt. Direkt zu sagen, wo es lang gehen sollte, war seine Sache nicht.
Oh, da muss ich genau hinhören. Da singt kein Muttersprachler. Aber wunderschön! Was für eine strahlende, helle Stimme! Dafür habe ich etwas über. Muss man ja. Das hat die richtige Dramatik, ohne theatralisch zu werden. Von großartiger Intensität. Wow, solche Töne versuchen auch viele Geiger nachzumachen. Leider kenne ich den Sänger nicht. Jussi Björling? Tja, können Sie mal sehen, da haben Sie mich auf dem falschen Fuß erwischt.
Das Mikro steht sehr nahe am Klavier. Fast als wäre es eine Studioaufnahme. Sehr virtuos! Toll gespielt. Die Klänge kommen sehr perkussiv, auch in der Höhe. Die Phrasierung ist sehr facettenreich. Ich habe die Aufnahme schon irgendwie mal gehört ... – Was? Wie bitte?! Ich erkenne nicht einmal meinen Vater!! – Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass er so perkussiv spielt. Da habe ich direkt etwas über meinen Vater gelernt.
EMI
Cooles Stück! Upps, und das soll ich jetzt erkennen?! (lacht verzweifelt). Ich find’s super, muss ich sagen. Bei aller Musik ist wichtig, dass man sie nicht zu sehr im Griff behält. Es muss frei klingen, als hätte man die hundertprozentige Kontrolle eigentlich verloren. Erst dann fängt der Ausdruck an. Man muss, mit anderen Worten, etwas verrückt sein, und das ist hier der Fall. An der Intonation erkennt man den Musiker. Und daran gemessen, könnte es Anne-Sophie Mutter sein. Schön klingen allein will sie nicht. Besser als schubladenmäßig, würde ich mal sagen.
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Gut, also das ist ganz einfach meine eigene Aufnahme. Vom Sound her, vom Nachhall her. Wäre der trockener gewesen, hätte ich gewusst, dass ich es nicht bin. (überlegt) Oder bin ich das doch nicht? Eigentlich kann es doch immer sein, dass jemand so ähnlich spielt wie man selber. Trotzdem, nach den Strichlängen zu urteilen, und bei den gebrochenen Akkorden ... Der Geiger, wer immer es sein mag, riskiert, dass es auch schon mal kratzig wird. Ich bin das doch? Gott sei Dank. Sie haben mich ganz schön durcheinander gebracht.
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