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René Pape (c) Jiyang Chen
Anna Netrebko wird nicht die Elsa im nächstjährigen „Lohengrin“ bei den Bayreuther Festspielen singen, ersetzt wird sie durch Anja Harteros. Stattdessen gibt Plácido Domingo sein Debüt als Dirigent auf dem Grünen Hügel bei einer (erstmals in der Geschichte der Festspiele) isolierten Vorstellung der „Walküre“.
Pianist Francesco Tristano, bekannt für den Wechsel zwischen Klavier und Keyboard, reist grundsätzlich nur mit Handgepäck. „Die Kabel, die ich brauche, sind superleicht, der Rest wird gemietet“, sagte er zuhause in Barcelona. „Ich brauche auch keine Auftrittsgarderobe, die habe ich mir abgewöhnt.“ Auf Reisen weiße Hemden zu waschen, zu falten und zu bügeln, könne extrem lästig sein. Er trage ein schwarzes T-Shirt „und gehe notfalls direkt vom Flughafen auf die Bühne“.
Ordentlich Ärger hat sich Alte Musik-Legende Jordi Savall durch ein Interview mit der italienischen Tageszeitung La stampa eingehandelt. Darin sagt er ganz richtige Sachen, zum Beispiel, dass „Bedeutung und Wert der klassischen Musik im Niedergang“ begriffen sind. Es gebe in der klassischen Welt „keine Kreativität mehr“, denn es gebe nur noch große Interpreten, sogar große Komponisten, aber sie hätten keine Ahnung mehr, „wie man erfindet und improvisiert“. In der östlichen Welt – und auch noch im Barockzeitalter, wie man hinzufügen kann, – war „Improvisation die Seele der Musik. Immer war das Ergebnis anders, unvorhergesehen“, so Savall. Tatsächlich ist dies in Zeiten der Notentreue und vermeintlicher Befolgung des Komponistenwillens nicht mehr viel wert. Und das, obwohl die größten Komponisten, darunter Beethoven und Bach, zu Lebzeiten vor allem für ihre Improvisationskünste berühmt waren (Bach an der Orgel, Beethoven am Klavier).
Bariton Matthias Goerne braucht nach Opernvorstellungen mit schweren Rollen wie Wozzeck oder dem Wanderer (in Wagners „Siegfried“) „zwei Tage, in denen ich weder singe noch spreche“. Dann gelte nur: „Abschwellen lassen!“ Und schweigen. „Viel schweigen!“ Um zu kontrollieren, ob man nicht zu viel gegeben und die Stimme riskiert habe, benütze auch er ‚Kontroll-Lieder’, die er anstimme, wenn er gerade von der Bühne kommt. „Wenn man den Wotan gesungen hat, kann ein ‚Heidenröslein’ von Schubert nicht schaden.“
Die Klavier-Geschwister Ferhan & Ferzan Önder leiden nicht unter einem ‚Zwillings-Syndrom’. Zwar leben die türkischen Pianistinnen nicht zusammen. „Aber wir telefonieren fünf bis sechs Mal pro Tag“, so Ferhan Önder. „Ärger miteinander kriegen wir hauptsächlich beim Proben“, so Schwester Ferzan. Also dann, wenn es um Musik geht. Im Übrigen seien sie charakterlich zu verschieden. „Ferhan hat immer ein eher wildes Leben geführt, ich dagegen bin nie gern ausgegangen“, so Ferzan. Sie ist mit dem Multi-Perkussionisten Martin Grubinger verheiratet und lebt bei Salzburg. Ferhan war früher mit dem Sohn von Friedrich Gulda, Rico, verheiratet. Beide Schwestern haben jeweils ein Kind.
Bass René Pape steht dazu, ausgeprägter Raucher zu sein. „Ich tue es, seit ich 15 war“, sagte er der Zeitschrift „Oper!“. Seine Theorie in Bezug darauf, dass so viele Sänger rauchen, bestehe darin, „dass wir beim Singen etwas rauslassen, und beim Rauchen lassen wir etwas herein“. Er habe noch keine Schwierigkeiten beim Singen entdeckt, nur weil er rauche. Dennoch werde er den Hans Sachs in Wagners „Meistersingern“, den manche von ihm erwarten, wohl nie singen. „Ich glaube, dass ich die Finger davon lassen sollte“, so Pape. Auf die Frage, von welcher Rolle er träume, antwortete er: „Von einer Rückwärtsrolle ins Meer – von meiner Yacht in der Karibik!“
Robert Fraunholzer, 16.09.2017, RONDO Ausgabe 4 / 2017
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