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Im Sendesaal des Hessischen Rundfunks spielen sich merkwürdige Dinge ab: Eine Maschine, die aus organischem Material zu bestehen scheint, hebt plötzlich vom Boden ab, irgendetwas zerbirst und plötzlich hängt ein halbtoter Volksmusikant unter der Saaldecke, die sich jäh zum Kosmos öffnet. „Ich brauche diese Bilderwelt“ sagt Patricia Kopatchinskaja, die uns eben gerade beschrieben hat, was sich bei einer Probe so alles in ihrem Kopf abspielt. Mit dem hr-Sinfonieorchester und Peter Eötvös bereitet sie gerade die Aufnahme des zweiten Violinkonzerts von Bártok und sowie der Komposition „Seven“ von Eötvös vor.
Es gehört zu den Stärken der Geigerin, selbst abstraktesten Strukturen Neuer Musik die emotionale Kraft und absurde Logik von intensiven Träumen zu verleihen. Farben spielen dabei eine besonders große Rolle: „Ich wollte nie, dass meine Geige nur wie eine Geige klingt“ erklärt Kopatchinskaja. Gerade feilt sie mit Eötvös an einer bestimmten Phrase: „In Rom sagte er noch, ich spiele das zu scharf und solle mich auf die längeren Töne konzentrieren“, erklärt uns die Geigerin später. Nun habe sie es tatsächlich viel ruhiger gespielt. Eötvös dankt es ihr mit einem Lächeln und sagt dann freundlich: „Nein. Spiel nicht so ruhig. Spiel es so, wie du bist!“
30.11.1999, RONDO Ausgabe 5 / 2012
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