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Andreas Ottensamer (c) Anatol Kotte/Mercury Classics
Klarinettist Andreas Ottensamer (27), der als Unterwäsche-Model begann, hält sein Instrument für durchaus erotisch. „Die Klarinette ist ein sehr sensitives, gefühlsbetontes Instrument, und zwar auch dann noch, wenn man Zurückhaltung übt“, so Ottensamer. Und zwar wegen ihrer „Vielschichtigkeit im Klang und durch eine gewisse Ungewissheit, woher der Ton kommt.“ Die Klarinette könne „manchmal wie eine Flöte und dann wieder wie eine gestopfte Trompete klingen. Diese Form der Verwandlung und der Verbergung finde ich sogar sehr erotisch.“ Recht hat er.
Die koreanische Violinistin Kyung-Wha Chung (68) hat ihre geplanten Comeback-Auftritte in London infolge einer Finger-Schwellung absagen müssen. Chung, einer der größten Geigen-Stars der 80er und 90er Jahre, hatte vor acht Jahren ihre Karriere krankheitshalber unterbrechen müssen. Ihr Wiedererscheinen beim diesjährigen Festival von Verbier absolvierte sie indes erfolgreich.
Der Bass Matti Salminen (70) tritt in Finnland auch heute noch bisweilen als Schlagersänger auf. „Ich habe so begonnen“, sagte er in Berlin. „Wir probten im Keller eines Einfamilienhauses.“ Mit jazziger Tanzmusik, darunter auch „Hello Mary Lou“, tingelte er über die Dörfer, bevor er 1972 in Köln als Sarastro in der „Zauberflöte“ von Jean-Pierre Ponnelle entdeckt wurde. Aufgefallen sei er Ponnelle zunächst negativ, so Salminen. „Schmeiß doch endlich diesen dummen Finnen raus!“, habe jener gerufen, nachdem Salminen auf einer Probe steckengeblieben war. Salminen blickt auf eine rund 50-jährige Opernkarriere zurück. Das Gespräch erscheint im Jahrbuch der Zeitschrift „Opernwelt“.
Der kanadische Pianist Marc-André Hamelin (55) hält wenig von seinem Image als Tasten-Virtuose. „Ich wäre zufrieden damit“, so Hamelin in Verbier, „wenn damit eine besondere Fähigkeit gemeint wäre, künstlerische Vorstellungen emotional und technisch zu realisieren“. Das würde aber nicht gemeint. „Oft stellt man sich unter einem Virtuosen eher eine Art Keyboard-Artisten vor, und daran habe ich wenig Interesse.“ Ein Virtuose im guten Sinne sei etwa der deutsche Pianist Walter Gieseking gewesen.
Vladimir Jurowski, mittlerer Spross einer russischen Dirigenten-Dynastie, hat sich schon oft von Ansichten seines Vaters Michail Jurowski beeinflussen lassen. „Ich gestehe“, so Jurowski in Berlin, „dass ich schon oft seinen Standpunkt übernommen habe. Es gibt aber auch Stücke, wo wir uns überhaupt nicht einig werden“. Ehrenrührig sei das nicht. Dagegen sei es zuzugeben, dass sich unter Dirigenten heute etliche Scharlatane verbergen. „Man erkennt die schwindelnden Dirigenten an falschen Bewegungen. Also an falschen Gesten und übertriebenen Choreografien“, so Jurowski. „Man erkennt sie auch daran, dass das Orchester ihnen überhaupt nicht folgt. Scharlatane sind die, die nur Gesten zur bestehenden Musik machen.“ Echte Dirigenten wie zum Beispiel Wilhelm Furtwängler hätten „grundsätzlich voraus dirigiert. Das heißt, ihre Bewegungen kamen vor dem eigentlichen Schlag.“ Das indes würde sich heute kaum noch ein Dirigent trauen, weil die Orchester es nicht mögen.
Jürgen Flimm, Noch-Intendant der Berliner Staatsoper, geht fest davon aus, dass der neueste Wiedereröffnungstermin des Stammhauses Unter den Linden eingehalten werden kann. Und was, wenn die Bauarbeiten wieder verzögert werden? „Dann werden am Eingang eben Helme verteilt“, so Flimm. „Wir machen auf! Auch wenn die Kabel noch aus den Wänden hängen.“ Die Einweihung ist – nach dann mehr als sieben Jahren Bauzeit – für den 3. Oktober 2017 vorgesehen.
Robert Fraunholzer, 15.10.2016, RONDO Ausgabe 5 / 2016
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