home

N° 1307
27.05. - 02.06.2023

nächste Aktualisierung
am 03.06.2023



Startseite · Interview · Gefragt

SWR Vokalensemble Stuttgart

Gemeinsam stark oder: Jetzt erst recht

Sie bewältigen auch die schwierigsten Chorstücke mit solch einer Leichtigkeit und Präzision, dass mancher Dirigent nicht weiß, was er mit der vorgesehenen Probenzeit anfangen soll. Doch nun steht das SWR Vokalensemble zur Disposition.

Singen die das wirklich alles? Diese vielen schnellen Noten, die in kleinen Abständen übereinander geschichtet und auf bis zu 22 Stimmen verteilt sind? Nichts Gewisses hört man nicht. Chorleiter Marcus Creed betont, er jedenfalls habe György Kurtágs drei Chorsätze über Gedichte von Dezsö Tandori mit jedem der 36 Sänger des SWR-Vokalensembles einstudiert. „Das haben alle grundsätzlich akzeptiert – vollständig führen lassen sich diese Sänger allerdings nicht, dazu sind sie zu eigenständig, zu gut und zu stolz.“ „Wir lernen Neues sehr schnell“, ergänzt Monika Bair-Ivenz, die nach 33 Jahren im Chor die dienstälteste Sängerin ist. Diese Qualität habe allerdings „schon viele Gastdirigenten irritiert, weil sie nicht wussten, was sie mit der vielen Zeit anfangen sollten, die wir für die Einstudierung gar nicht brauchten“.
Dabei steht, glaubt man Marcus Creed, das Wichtigste sowieso nicht in den Noten. Deshalb braucht es Spezialisten, die zwischen den Zeilen lesen und den Sinn auch einer derart mit überpräzisen Notierungen gespickten Partitur erfassen können, wie sie etwa Heinz Holliger mit seinen „Shir shavur“ schrieb. Das Vokalensemble ist, auch wenn es sich nicht ausschließlich dem Zeitgenössischen widmet, ein ganz besonderer Spezialistenchor, weil er die sinnliche, berührende Komponente des Singens nie außen vor lässt. Und weil bei ihm Wirkung nie nur mit Lautstärke zu tun hat. Ohne ihn fehlten vielen zeitgenössischen Komponisten schlichtweg die Interpreten für solistische Vokalmusik.
Umso schlimmer, dass der Intendant des SWR, Peter Voß, in dem Chor offenbar sein Bauernopfer gefunden hat. Der SWR muss sparen – da fällt es leicht, die Klangkörper aus dem Kulturauftrag des Senders herauszuoperieren. Über Altersteilzeitregelungen soll der Chor allmählich in ein Ensemble mit 36 halben Sängerstellen umgewandelt werden: „Semiprofessionell“ soll er auf diese Weise werden. Leider lässt sich das anspruchsvolle Repertoire des Chores mit nur halber Zeit und halber Professionalität nicht halten. Die endgültige Entscheidung steht erst Mitte dieses Jahres an, doch die Aussichten sind düster.

Neu erschienen:

Rachmaninow

Vesperliturgie op. 37

SWR Vokalensemble Stuttgart

Hänssler Classic/Naxos

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Susanne Benda, 28.03.2015, RONDO Ausgabe 3 / 2005



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Pasticcio

Der Kaiser

Es gab Zeiten, da gehörten gleichzeitig „Süddeutsche Zeitung“ und „Die Bunte“ ein wenig […]
zum Artikel

Pasticcio

Bach!

Meldungen und Meinungen der Musikwelt

„Meine Reise mit Bach begann ab dem ersten Tag meiner Geburt – wenn nicht sogar davor.“ So […]
zum Artikel

Pasticcio

Einladung zum Gespräch unter acht Augen

Es war in den 1960er Jahren, als es für einen zeitgenössischen Komponisten fast tabu war, sich […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr


Abo

Top