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Wie sieht’s da drinnen aus, in der Seele eines Sängers? Nun, für die meisten Vokalisten ist das ein gut gehütetes Berufsgeheimnis. Nicht so für Jeff Cascaro. Der 38-jährige Bochumer mit dem volltönenden Künstlernamen berichtet auf seiner CD „Soul of a Singer“ freimütig über sein Innenleben. In der geölt dahinrauschenden Auftaktnummer „Holler“ erfährt man beispielsweise, dass Johnny „Guitar“ Watson einer der großen stimmlichen und emotionalen Lehrmeister Cascaros war. Die Ballade „Waiting“, zu der Till Brönner ein ziemlich anrührendes Trompetensolo beisteuert, erzählt von dem Frust eines jungen Vaters, der seinen Sohn gerne öfter sehen möchte. Und das Album- Titelstück „Soul of a Singer“ schließlich erklärt, wie man aus Liebesleid große Musik macht: „You rearrange your heartbreak“. Was frei übersetzt so viel bedeuten könnte wie: „Du verwandelst das Knacken deines gebrochenen Herzens in einen guten Groove“. Oder so.
Cascaros lässig produzierter Erstling klingt nach Motown, Marvin Gaye, Curtis Mayfield. Und endlich wird hier ein höchst geschmackssicherer Sänger in den Vordergrund gestellt, der jahrelang eher im Verborgenen agierte. Cascaro gab Stars wie Joe Sample, den Fantastischen Vier oder den Guano Apes stimmliche Rückendeckung, arbeitete mit allen hiesigen Radio-Big-Bands zusammen, ist Gesangsprofessor in Weimar und fungierte bei der letzten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ gar als „Vocal Coach“. Und das, obwohl er eigentlich Autodidakt ist. „Blues und Soul kann man nicht lernen“, meint Cascaro, „das ist wie ein Körnchen, das man eingepflanzt bekommen hat, wann und von wem auch immer.“ Zur Blüte kam das Talent des Westfalen, als er mit 18 den Wettbewerb „Jugend jazzt“ gewann und kurze Zeit später Mitglied des renommierten Bundesjugend-Jazzorchesters BuJazzo wurde. Die Lehre als Kfz-Elektriker brach er ab, um sich ganz dem Gesang zu widmen.
Dass er jetzt relativ spät sein CD-Debüt unter eigenem Namen vorlegt, hat verschiedene Gründe. Etwa die Auslastung als Dozent und viel gefragter Dienstleister. Oder die Unlust, sich für Plattenfirmen unnötig zu verbiegen. „Vor zehn Jahren hatten Jazz oder Jazzverwandtes nicht dieses Standing wie heute“, findet der Vokalist. Nun, die Zeiten haben sich gehörig geändert. Und „Soul of a Singer“ verfügt durchaus über das Potential zum Sommerhit der Saison 2006.
Josef Engels, 03.01.2015, RONDO Ausgabe 3 / 2006
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