DG 429 182-2
(1964) Komponiert: 1926, Uraufführung: 1927 in Brünn
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Intercord INT 830 866
(1988) Komponiert: 1926, Uraufführung: 1927 in Brünn
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Janáceks späte Messe ist ein "Unikum" der Gattung: sie wird von Instrumentalsätzen einer Introduktion und einer fanfarenartigen Intrada eingerahmt; ihr fehlt das Benedictus; vor jener Intrada hebt eine Orgelpassacaglia an; nicht die lateinische sondern die altslawische Liturgie wird vertont (die in glagolitischer Schrift, die die Laute der slawischen Idiome ausdrücken kann, notiert ist).
Vor allem aber charakterisiert sie die Mischung aus religiösen, persönlichen, slawisch-national-volkstümlichen und naturidyllischen Elementen. So wollte der im Alter strikt antiklerikal denkende Tscheche Janácek, der in einem Brünner Kloster aufwuchs, seinem eigenen Bekunden nach den Glauben an die Nation, an sein Volk und dessen tiefe Frömmigkeit ausdrücken und darüber hinaus die Landschaft seiner Heimat miteinbeziehen. Wie Weihrauch erschien ihm der Duft der linden Wälder, und die Kirche seines Kurortes Luhacovice, wo er die Messe niederschrieb, wuchs ihm zur "riesenhaften Größe des Waldes" empor.
Kein Leichtes also für Interpreten, das eigenartige Kolorit dieses Werkes zu treffen, zumal Janácek das volkstümlich Fromme und Naturhafte, was ihm vorschwebte, in seine gänzlich autonome, hochartifizielle und technisch eminent anspruchsvolle Tonsprache gekleidet hat. Rafael Kubelik wie auch Michael Gielen treffen dieses Kolorit mit ihren Rundfunk-Aufnahmen mustergültig.
Kubelik, ein Landsmann Janáceks, geht denkbar zupackend zu Werke, mit aufbrausender Vehemenz, Trompeten-Glanz und einer rhythmischen Schlagfertigkeit, die wohl auf die quirlige Volksmusik seiner Heimat zurückzuführen ist.
Gielen animiert seine Rundfunksinfoniker mehr zu orchestral-hymnischer Geste, ohne dabei die rhythmischen Finessen der Partitur zu vernachlässigen. Sieht man von den strahlenderen Tenor-Farben Thomas Mosers (gegenüber Ernst Haefliger bei Kubelik) ab, so sind keine Qualitätsunterschiede der Solisten zu konstatieren. Sie und auch die Chöre aus München und Preßburg kennen jedenfalls das, was man "feurig-slawische Inbrunst" nennen könnte.
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