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N° 1356
04. - 10.05.2024

nächste Aktualisierung
am 11.05.2024



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Eher Magnet als Magnat: Jonas Kaufmann debütiert bei den Tiroler Festspielen – als Intendant © Gregor Hohenberg/Sony Music

Pasticcio

Wagner-Wellen

Was wäre ein Festspielsommer ohne Bayreuther Schlagzeilen – und zwar bereits bevor der erste Ton überhaupt erklungen ist. Am 25. Juli werden die Festspiele mit der Neuinszenierung des „Parsifal“ eröffnet. Doch schon jetzt gab es die Hiobsbotschaft, dass Joseph Calleja, der die Hauptrolle singen sollte, wegen Krankheit absagen musste. Solche kurzfristigen Umbesetzungen sind natürlich nicht ungewöhnlich. Aber in diesem Jahr trifft es Bayreuth ganz besonders. So mussten sämtliche männliche Titelpartien – also auch Holländer, Tristan, Tannhäuser und Siegfried – neu besetzt werden. Die zweite Meldung zu den Bayreuther Festspielen warf kurzzeitig die Frage auf, ob der exklusive Wagner-Trubel nicht vielleicht etwas an Attraktivität verloren hat. Schließlich gibt es kurz vor Startschuss hier und da immer noch Karten – was für ein Festival, das früher auf Jahre hinaus notorisch ausverkauft war, nicht leicht zu verschmerzen sein dürfte.
Mit solchen Problemen muss man sich im Tiroler Erl nicht herumschlagen. Zumal sich die einst von Dirigent und Wagnerianer Gustav Kuhn ins Leben gerufenen Festspiele rasch zum internationalen Hotspot für eben das Opernschaffen Wagners entwickelt hat. Ab kommendem Sonntag (16. Juli) wird die Mezzosopranistin und ehemalige Star-Wagnersängerin Brigitte Fassbaender in ihrer Funktion als Regisseurin ihren Erler „Ring“ abrunden, zunächst mit der „Götterdämmerung“ und dann mit „Siegfried“. Von ähnlichen Sängerpersonalien, wie sie Bayreuth in Atem gehalten haben, wurde man in Erl verschont.
Dafür sorgt weiterhin die Neubesetzung der Intendanz für Gesprächsstoff. Ab 2024 wird Tenor Jonas Kaufmann den Job von Bernd Loebe übernehmen, der seit 2019 im Amt ist und den Festspielen ein beachtliches (Neu-)Profil verliehen hat. Diese Bilanz schien aber bei der Erler Festspielleitung nicht ausgereicht zu haben, um Loebes Vertrag zu verlängern bzw. mit ihm Gespräche über eine gemeinsame Zukunft zu führen. Dementsprechend wenig amused scheint Loebe über das Geschäftsgebahren gewesen zu sein. Dass es nun kurzerhand Jonas Kaufmann zum neuen künstlerischen Leiter schaffe, habe auch Brigitte Fassbaender leicht irritiert, wie sie jetzt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur APA gestanden hat. Denn Kaufmann hätte die Ausschreibungskriterien für diesen Posten kaum erfüllen können. „Ich hätte mir das Theaterwissen von Bernd Loebe weiterhin gewünscht“, so Fassbaender – die dieser Entscheidung aber dann doch etwas Positives abgewinnen kann: „Ich bin davon überzeugt, dass er mit seinem Namen ein großes Publikum anzieht.“

Guido Fischer



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