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(c) Kartal Karagedik
48 Stunden hatte Andreas Bauer Kanabas Zeit, um mit einem lettischen Telefonorchester eine Stunde Opernarien einzuspielen. So geht das eben, wenn man nicht in der allerersten Vokalistenreihe steht. Aber selbst die finanzieren sich ja heute das eine oder andere Herzensprojekt lieber selbst und lassen es nur noch anderweitig vertreiben. „Ich will gar nicht klagen“, sagt der in Jena geborene Bass, der bis 2018 als Andreas Bauer firmierte und seither als Hommage, aber sicher auch um unverwechselbar zu werden, den Namen seiner tschechischen Großmutter mitträgt. „Das ‚Latvian Festival Orchestra‘ besteht aus fantastischen, gut vorbereiteten und sehr flexiblen Instrumentalisten, und da ich den Dirigenten Karsten Januschke sehr gut kenne, war das eine kurze, intensive, aber sehr harmonische, schöne und ergiebige Aufnahmesitzung. Und sogar meine liebe Frankfurter Kollegin Tanja Ariane Baumgartner kam für ihren Judith-Beitrag zu Bartóks ‚Blaubart‘ extra eingeflogen.“ Gute Erinnerungen an Riga hat also der Sänger, der nach wie vor im renommierten Ensemble der Oper Frankfurt beheimatet und dort mit spannenden Aufgaben versorgt ist. „Aber trotzdem, man möchte natürlich einen tönenden Fußabdruck hinterlassen“, sagt er. Und deshalb hat Andreas Bauer Kanabas nun die für ihn wichtigsten Opernmomente als schwerer Bass wie Basso cantante eingespielt – es wurden acht Arien in sechs Sprachen, Deutsch, Italienisch, Französisch, Russisch, Tschechisch und Ungarisch. Bauer Kanabas wollte zunächst Toningenieur werden, studierte dann aber Gesang an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden und an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Damit allein nicht zufrieden, nahm er privat Unterricht bei Paolo Barbacini in Italien („manchmal bin ich da übers Wochenende runtergefahren für ein paar Stunden, so wichtig war mir das“) und bei Robert Lloyd in London. Schon während des Studiums wurde er an das Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz engagiert, wo er viele große Rollen lernte. Anschließend wechselte er ans Theater Würzburg. 2007-2012 war er Mitglied der Berliner Staatsoper Unter den Linden, aber trotz ordentlicher Rollen hatte er nicht das Gefühl, zu den Barenboim-Favoriten zu gehören. Das Verhältnis zu seinem erklärten Vorbild René Pape blieb ebenfalls eher kühl. Seit 2013 aber ist Andreas Bauer Kanabas „sehr gern“ Mitglied der Oper Frankfurt, wo er den Vodník in Dvořáks „Rusalka“, Marke in Wagners „Tristan und Isolde“, außerdem den Daland in „Der fliegende Holländer“, Fiesco in Verdis „Simon Boccanegra“ und Philipp II. in „Don Carlo“ sang. Mit diesen Partien gastiert er auch viel, klar also, dass Philipp, Marke, Vodník neben Bartóks Blaubart, dem Zaccaria in „Nabucco“, Rachmaninows Aleko oder dem De Silva aus Verdis „Ernani“ mit auf dieses Album mussten. „Es ist ein wenig melancholisch geworden, aber so sind Bässe eben“, resümiert er. Gibt es noch Wunschpartien? „Den ,Macbeth‘-Banco, ebenfalls auf der CD, habe ich noch nicht gesungen, der kommt aber. Und dann natürlich Gurnemanz und Boris Godunow.“
Matthias Siehler, 30.10.2021, RONDO Ausgabe 5 / 2021
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