Hänssler/Naxos 98.002
(71 Min., 5/2012)
Nur eine nicht besonders prall gefüllte CD benötigt man für Ravels Gesamtwerk für Geige und Klavier. Lena Neudauer nutzte deshalb den noch verbleibenden Platz auf ihrer neuen Einspielung, um neben den beiden Violinsonaten und den vier einzelnen Stücken auch die Sonate für Violine und Violoncello unterzubringen. Im Gegensatz zu den viel gefälligeren Violinsonaten ist dieses Werk von einer eigentümlich herben Schönheit, eher streng, mitunter fast asketisch, ohne harmonische Schwelgereien. Ravel hat hier beide Stimmen gleichberechtigt angelegt, Neudauer und Cellist Julian Steckel spielen mit gemeinsamem Atem, in bestem geistigem und gestalterischem Einverständnis, ohne jede Rivalität – eine eindrucksvolle Leistung.
Doch auch mit Klavierpartner Paul Rivinius hat die Geigerin den Richtigen an ihrer Seite, er beweist hier zum wiederholten Mal, was für ein exzellenter Kammermusiker er ist. Und was für ein virtuoser Pianist, denn einen solchen braucht man für den (wie von Ravel ja eigentlich nicht anders zu erwarten) recht anspruchsvollen Klavierpart in den Violinsonaten. Lena Neudauer selbst überzeugt wie schon bei ihrem Schumann-Debüt mit schlankem, konzentriertem, stetem Ton, ohne jeden Druck. Sie ist keine überrumpelnde Verführerin, sondern eine sehr ernsthafte Künstlerin, die selbst in einem Gustostück wie "Tzigane" nur zwei, drei Mal kurz die Zügel etwas lockerer lässt. Ein gelegentliches Aus-sich-Herausgehen sollte sie sich – und uns – gönnen, ansonsten ist die junge Münchnerin absolut auf dem richtigen Weg.
Michael Blümke, 26.01.2013
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