home

N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Der in Kanada geborene Cellist Jean-Guihen Queyras hat als langjähriger Solist beim Pariser Ensemble Intercontemporain sicherlich schon Avancierteres bewältigen müssen als diese drei Cellokonzerte neueren Datums. Und dies, obwohl die französischen Komponisten immerhin allesamt einmal von Pierre Boulez protegiert worden sind. Aber die Grabenkämpfe in der Neuen Musik sind ja endgültig passé. Und wenngleich der 35-jährige Bruno Mantovani sich für sein einsätziges Konzert quasi als inspirierenden Subtext das Cellokonzert Robert Schumanns ausgesucht hat, liegt er mit dieser musikhistorischen Fixierung durchaus im Trend. Seine metastatisch sich ins Hier und Jetzt ausbreitende Romantik-Ader kommt da dem deutschen Kollegen Jörg Widmann recht nahe.
Wenngleich Mantovani der jüngste und der namhafteste unter den drei Komponisten ist, fehlt dem Konzert aber doch Wagemut und damit eine durchschlagend eigene Handschrift. Knapp 20 Minuten setzt Mantovani auf ein eher konventionelles Kontrastprogramm, bei dem sich das Cello mit seinen zerfaserten Lamenti ständig den orchestral monströsen Skulpturen, den grellen Tutti-Ballungen und abrupten Perkussionseinschlägen erwehren muss. So linear in den Konzerten von Philippe Schoeller und Gilbert Amy der Kampf zwischen Solostimme und Ensemble abläuft, so verbünden sich diese beiden Flanken dann auch wieder. Geradezu magnetisch ziehen sie sich an, um sich bei dem 52-jährigen Schoeller in rhapsodisch geheimnisvolle Klangwelten vorzuwagen und dort mal zarte, mal verstörende Echowirkungen auszulösen. Bei dem 73-jährigen Gilbert Amy, der vor allem als Dirigent, Pädagoge und Konzertveranstalter das französische Musikleben bestimmt hat, kommt noch eine sprunggelenkige Virtuosität hinzu, mit der sich das Cello als Instrument des 19. Jahrhunderts ausweisen kann. Wobei die nötigen Reibungsflächen der Moderne stets allgegenwärtig bleiben. Auch das macht Jean-Guihen Queyras mit all seiner Könnerschaft und Sinnlichkeit deutlich.

Guido Fischer, 17.10.2009


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Das Klavierquartett c-Moll des 19-jährigen Strauss war ein Geniestreich, der sofort als solcher erkannt wurde. Komponiert 1883/84, zwischen der ersten Sinfonie und der „Burleske“ für Klavier und Orchester, gilt es als Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Brahms und den Formen der klassisch-romantischen Instrumentalmusik.

Aus einer viel späteren Schaffensphase, nämlich den letzten Kriegsmonaten 1945, stammen die „Metamorphosen für 23 Solostreicher“. Zu jener Zeit arbeitete […] mehr


Abo

Top