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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Whisper Not

Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette

ECM/Universal 7 31454 38162 8
(113 Min., 5/1999) 2 CDs

An Jarrett-Platten bestand von jeher kein Mangel. Daher dürfte nur wenigen überhaupt aufgefallen sein, dass sich der bekannteste ECM-Künstler in der zweiten Hälfte der Neunziger mehrere Jahre lang nicht der Öffentlichkeit stellte: Eine tückische Krankheit - das chronische Erschöpfungs-Syndrom - machte es ihm zeitweise unmöglich, überhaupt bis ans heimische Piano zu gelangen. Doch der ungewöhnliche Anklang, den sein Rekonvaleszenz-Album "The Melody At Night With You" fand, flößte ihm genügend Selbstvertrauen ein, im vergangenen Jahr auch wieder einige Auftritte mit seinem seit 1983 bestehenden Standards-Trio zu wagen. Einen davon, im Pariser Palais des Congrès, dokumentiert diese Doppel-CD.
Die große Offenbarung indes, ein wie auch immer beschaffener "neuer" Jarrett, bleibt aus. Einzig in der Auswahl der Stücke beweist er eine neue Vorliebe für Bebop-Originals der vierziger und fünfziger Jahre. So zeigt er sich nunmehr in den Evergreens des "Great American Songbook" und in den Ursprüngen des Modern Jazz gleichermaßen verwurzelt. Im Unklaren lässt er allerdings, welches Pflänzchen er aus diesen Wurzeln ziehen möchte. Jarrett, Peacock und DeJohnette gehen nicht wirklich über die vierzig Jahre alten Errungenschaften des Bill-Evans-Trios hinaus, der Pianist fügt bestenfalls das Bud Powellsche Grunzen hinzu.
Schöne Musik, gewiss, die wohl wieder ihre Freunde finden wird, aber gleichzeitig ein Triumph des Historismus, über den ein Wynton Marsalis sich begeistert die Hände reiben dürfte. Dem Laien wird kaum auffallen, dass sich das Trio in unverblümtem Epigonentum und emotionaler Oberflächlichkeit, leeren Gesten und geborgten Gefühlen ergeht: Auch der Jazz braucht eben seine Kunsthandwerker.
Schade um das ungenutzte Potential dieser drei Musiker, die anderswo durchaus ihr Scherflein zur Jazzgeschichte beigetragen haben. Nun ruhen sie sich auf ihren Lorbeeren aus - der kommerzielle Erfolg gibt ihnen die Legitimation dazu.

Mátyás Kiss, 01.09.2007


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