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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Peter Iljitsch Tschaikowski, Antonín Dvořák

Streichsextett A-Dur, Souvenir de Florence

Sarah Chang, Bernhard Hartog, Wolfram Christ, Tanja Christ, Georg Faust, Olaf Maninger

EMI 5 57243 2
(68 Min., 3/2001) 1 CD

Tschaikowskis letztes Kammermusikwerk, die "Erinnerung an Florenz", ist eins seiner persönlichsten - obwohl atmosphärisch das exakte Gegenteil zum Qualgesang der sechsten Sinfonie: Da scheint er einmal glücklich gewesen zu sein, im sonnigen Italien.
Apropos Sonne, der erste Satz beginnt mit einem regelrechten Ausbruch von Licht, und das Sextett um die Primgeigerin Sarah Chang, alles ehemalige oder noch amtierende Stimmführer der Berliner Philharmoniker, spielt das auch ganz fabelhaft - aber warum wurde der Schnaufer, den Chang vor dem Einsatz bestimmt machte, weggeschnitten? So beginnt diese rauschhafte Musik wie aus dem Nichts, der Drang zu klanglicher Reinheit führt weg vom Natürlichen, hin zu einer hier völlig falschen Künstlichkeit. Kein großer Einwand, das, aber es schmälert doch den Eindruck, den eine ansonsten spannende, hochsouveräne Interpretation hinterlässt.
Im weiteren Verlauf verfestigt sich das zur fixen Idee: Sechs Leute, und keiner scheint zu atmen - ein Geistersextett? Immerhin, dem steht auch ein wunderbar warm und atmosphärisch hochdifferenziert gespieltes Dvorák-Sextett entgegen, dessen diverse Einsätze allerdings wieder in einem nicht benennbaren Raum stattfinden: Kein Hauch, plötzlich ist die Musik da. Was soll das? Kammermusik ist die intimste Form des Musizierens, dazu gehört auch der Atem (und manches Mal: das Keuchen) der Spieler. Man muss nicht so weit gehen wie der Summer & Brummer Glenn Gould, obwohl dessen musikalische "Kommentare" die schiere Exaltation seiner Platten noch steigerte.
Aber so wie hier klingen Tschaikowski und Dvorák, als habe das Aufnahmeteam sie nur mit antiseptischen Latex-Handschuhen anfassen wollen, und das hat in beiden Fällen mit der Musik nichts zu tun. Gottlob wird ganz natürlich phrasiert - lassen die Spieler also die Musik atmen, während sie selber scheinbar die Luft anhalten.

Thomas Rübenacker, 01.09.2007


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