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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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György Ligeti

Ligeti-Edition - Horntrio, Violasonate, Bläser-Kammermusik

Sascha Gawrilow, Marie-Luise Neunecker, Pierre-Laurent Aimard, Tabea Zimmermann, Londoner Holzbläser

Sony SK 62309
(71 Min., 11/1994, 3/1995, 5/1996) 1 CD, Folge 7

Folge sieben der großen Ligeti-Werkschau bietet einen Querschnitt der stilistischen Entwicklung des Komponisten - von der Bartók-beeinflussten Klangsprache der Sechs Bagatellen für Bläserquintett (1953) über die Experimentierlust der Zehn Stücke (1968) für dieselbe Besetzung sowie der bewussten Hinwendung zu Brahms im Horntrio (1982) bis hin zur Anverwandlung folkloristischer und traditioneller Modelle in der späten Bratschensonate (1994). Die Interpretationen bewegen sich - dies sei gleich am Anfang verraten - auf technisch wie musikalisch allerhöchstem Niveau und treffen nicht nur den Witz, sondern, im Horntrio, auch die ernsten, ja tragischen Dimensionen der Musik.
Wie bei Ligeti nicht weiter verwunderlich, verfügt jedes der Werke über eine derart individuelle Physiognomie, dass es, um den Meister persönlich zu zitieren, manchmal fast scheint, “als ob da vier verschiedene Komponisten am Werk gewesen wären”. Doch natürlich überwiegen letztlich die Gemeinsamkeiten - in diesem Falle die fast subversive Distanz zu den von Ligeti selbst gewählten Modellen. Schon die frühen Bagatellen sprengen den Rahmen des damals vorgeschriebenen nach-bartókschen Folklorismus und weisen, wie im dritten Stück, bereits auf den Ligeti der Klavieretüden. Die von der Beschäftigung mit elektronischer Musik geprägten klanglichen Experimente der Zehn Stücke wiederum stehen stets im Dienste einer virtuos-konzertanten, mithin eher traditionellen Musizierhaltung.
Im Horntrio wiederum erhält der direkte Bezug zur deutschen Romantik durch die unkonventionelle Stimmung der Instrumente - das Horn spielt größtenteils in Naturtönen - und die dadurch resultierenden mikrotonalen Reibungen durchaus schmerzlich Akzente. Die Violasonate schließlich wirkt bei aller Virtuosität vergleichsweise konventionell und frei von der Ligeti-typischen Ironie - auch wenn der Komponist im Beihefttext das Gegenteil behauptet. Aber gerade dies ist schließlich eine von Ligetis Grundeigenschaften - immer das zu tun, was am wenigsten von ihm erwartet wird.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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