Gabriel Fauré ist ein Komponist, der sich in deutschen Konzertsälen nie richtig durchgesetzt hat, insbesondere seine Klaviermusik wird sträflich vernachlässigt, dabei handelt es sich um sehr individuelle Werke von wunderbarer Poesie. Zu den großen französischen Pianisten, die sich besonders um Faurés Klaviermusik verdient gemacht haben, gehört Jean-Philippe Collard, er nahm das gesamte Klavierwerk des französischen Romantikers auf und glänzte dabei durch ein sehr klares und transparentes Spiel.
Nun gibt es einen jungen Landsmann, der ihm nacheifert: Lucas Debargue, der Überraschungspreisträger beim Tschaikowski-Wettbewerb 2015, der durch sein individuelles Spiel seitdem die Welt begeistert. Über viele Jahre hinweg spielte Debargue nur die frühen Werke Faurés und mied die Bagatellen, Nocturnes und Préludes; erst als er die tiefsinnigen und originellen neun Préludes op. 103 kennenlernte, wagte er sich an die späten Werke und machte gleich eine Gesamtaufnahme. Dafür besorgte er sich einen speziellen Flügel von einem Klavierbauer aus der Bourgogne mit geradsaitiger Bespannung und einer besonderen Resonanz. Wenn bei Collards Spiel die Klarheit und die strukturelle Durchhörbarkeit im Vordergrund stehen, so zeichnet sich Debargues Zugang durch feine, bisweilen auch überraschende Farbwechsel aus, von einem warmen Ton bis zu grell-intensiven Farben. Dabei sorgen auch seine kreativen Detaillösungen in der Agogik für ein abwechslungsreiches Spiel, das zugleich stets durchdacht wirkt.

Mario-Felix Vogt, 23.03.2024

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