In Deutschland kennt man Bálint Gyémánt in erster Linie als den konzentrierten Duettpartner der Sängerin Veronika Harcsa. Dass es sich bei ihm um einen der bemerkenswertesten Musiker der ungarischen Jazzszene handelt, bewies der Gitarrist 2017 mit seinem Debüt „True Listener“, für das er den Pianisten Shai Maestro gewinnen konnte.
Offen gestanden: Der Nachfolger „Vortex Of Silence“, bei dem Gyémánt von seinen jungen Landsleuten Vince Bartók am E-Bass und Dániel Ferenc Szabó an den Drums unterstützt wird, klingt anfangs wie eine Bewerbungsmappe. In der ersten Albumhälfte wirkt es so, als wolle das Trio seine Vielseitigkeit und Einsetzbarkeit in den verschiedensten Kontexten unter Beweis stellen. Da folgt auf die fein austarierte und mit viel Sinn für Dynamik und Bewegungsfreiheit gestaltete Fusion-Nummer „Pyramidion“ erst eine erdige Rock-Blues-Nummer mit Scofield-Allusionen, dann eine ziemlich heftige Hardrocknummer und schließlich eine sanfte Akustikgitarren-Ballade. Musik für jede Gelegenheit.
Wenn die abrupten stilistischen Ausschläge in der zweiten Hälfte der Einspielung abnehmen, merkt man allerdings, was für ein gut aufeinander abgestimmtes Trio Gyémánt da zusammengestellt hat. Bartóks weiche Basstöne und Szabós mehr an einen Perkussionisten als an einen herkömmlichen Drummer erinnerndes Schlagwerkspiel erweisen sich als optimale Grundlage für die Eingebungen des Gitarristen – etwa bei seinem gewitzt mit Dead Notes jonglierenden Solo in „Flint“ oder im Rahmen der robust-unkitschigen Interpretation des ungarischen Volksliedes „Tavaszi Szél“. Da zeigt Gyémánt auch, weshalb er so ein guter Gesangsbegleiter ist – weil er selber auf der Gitarre singen kann.
Josef Engels, 20.01.2024
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